Poesie des Niedergangs
Poesie des Niedergangs. Nelio Biedermann ist für seinen beeindruckenden Roman „Lazar“ zurecht für den Schweizer Buchpreis nominiert und als Lieblingsbuch der Unabhängigen ausgezeichnet worden. Biedermann, noch recht jung an Lebensjahren, bedient sich in seinem Roman einer Sprache, wie man sie von den Klassikern des ausgehenden 19. und bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hinein kennt – eine optimale Passung also zu Erzählzeit der Geschichte. Ein Ritt durch die Geschichte eines ungarischen Adelsgeschlechts – der Erste Weltkrieg mit seinen Folgen, die Zeiten des Aufbruchs und Umbruchs bis Nazifizierung und Zweitem Weltkrieg, die Flucht der Verbliebenen. Der Autor bettet die Geschichte der Lazars ein in das große Weltgeschehen, beschreibt dabei gleichzeitig individuelle Schicksale, wie das des Pfarrers, der sich mehr für die Philosophie und den Widerstand gegen das Regime interessiert als für die Kirche, lässt Stalin auftauchen und erzählt über Familienkonflikte Generationswechsel, unerfüllte Liebe und Vergewaltigung. Ein fulminantes Werk voller Geschichten, denen man gerne über viele weitere Seiten gelauscht hätte.