Sehr intensiv

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Nelio Biedermann entführt uns in seinem Roman Lázár in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wir begleiten eine ungarische Adelsfamilie, die sich den Umbrüchen dieser Zeit stellen muss und damit unweigerlich ihrem Untergang zusteuert. Der junge Autor erzählt diese Geschichte unglaublich intensiv und einfühlsam, teilweise aber auch sehr grausam. Einige Sätze treffen einen mitten ins Herz und zeugen von einer großen Weisheit, die ich so einem jungen Autor gar nicht zugetraut hätte.
„Tony hatte geweint und nach ihr gerufen, und sie hatte zum ersten Mal in ihrem Leben gedacht, dass es vielleicht doch nicht richtig war, Kindern die Welt zuzumuten, in der Hoffnung, es gehe schon irgendwie gut.“
Bei der Lektüre des Buches habe ich oft gedacht, dass es viele Parallelen zu heute gibt, die der Autor vielleicht auch mit Absicht so gewählt hat. Ein großes Thema ist natürlich der Krieg, der das Leben der Protagonisten gehörig durcheinanderwirbelt und die alte Welt in ihren Grundfesten erschüttert. Was mir nicht so gut an dem Buch gefallen hat, ist, dass, sobald man sich an die Figuren gewöhnt hat, schon wieder zur nächsten Generation gesprungen wurde.
Dennoch würde ich das Buch auf jeden Fall weiterempfehlen, denn mir hat dieser ganz eigene Sound sehr gut gefallen. Diese wundervollen Sätze, die sich auf jeder Seite wiederfanden und einen zum Nachdenken angeregt haben.
„Es war das Gefühl, die ihm bekannte Welt sei wie eine versunkene Stadt, deren Denkmäler und Gebäude, Kirchtürme und Paläste man zwar unter der Wasseroberfläche noch sehen kann, deren Zeit aber nie mehr zurückkehren wird.“