Ungarische Adelsfamilie, mal etwas anderes

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Lázár ist ein Roman, der uns in die Welt des ungarischen Adels im 20. Jahrhundert eintauchen lässt. Über 3 Generationen verfolgen wir die Familie Lázár und können dabei sowohl ihre persönlichen Veränderungen als auch die Veränderungen ihrer Umwelt wahrnehmen.

Das Buch kann ich in vielen Aspekten loben, habe aber auch ein paar größere Kritikpunkte.

Das Cover finde ich durchaus gelungen. Es passt thematisch zum Thema einer ungarischen Adelsfamilie und gibt zudem die Stimmung des Buches gut wieder.

Was mir gut gefallen hat, ist, dass sich zu einem großen Teil mit der Entwicklung des 20. Jahrhunderts befasst wird. Biedermann hat es geschafft, die weltgeschichtlichen Geschehnisse und Entwicklungen in Ungarn so darzustellen, dass es einem das Gefühl gibt, als befinde man sich gerade selber in dieser Zeitepoche.

Ein weiterer Pluspunkt ist der fast vollständige Verzicht auf Rückblenden. Während ich eigentlich ein Fan davon bin, finde ich es in diesem Buch sehr passend, dass diese fast vollständig vermieden wurden. Wenn, gibt es einzelne Erinnerungen an vergangene Zeiten, aber keine ganzen Kapitel. Dadurch entsteht das Gefühl, dass man gemeinsam mit der Familie Lázár durch die Zeit geht.

Zur Darstellung der Lázárs selber: Was ich positiv hervorheben möchte, ist, dass die Personen sich größtenteils realistisch angefühlt haben. Sie haben viele Mangel gehabt, wovon die meisten auch recht einzigartig waren und nicht in jedem zweiten Buch vorkommen. Trotzdem fand ich es an einigen Stellen etwas übertrieben, als der zwanzigste, sehr spezifische Mangel aufgezählt wurde.
Was ich jedoch wiederum stark fand, ist die Distanziertheit der Personen. Eigentlich ist das ein klarer Kritikpunkt. Jedoch wird hier durch dieses Mittel deutlich, wie unnahbar die Adelsfamilie ist, die ein einzigartiges, großteils abgedroschenes Leben führt.

Ein großer Kritikpunkt von mir ist der starke Fokus auf bestimmte unwichtige Themen. Hierbei möchte ich zugeben, dass es gut sein kann, dass ich bestimmte Aspekte nicht verstanden bzw. richtig interpretiert habe. Jedenfalls konnte ich die langen Ausschweifungen an bestimmten Stellen nicht verstehen. Insbesondere finde ich, dass sich zu lange mit dem Thema Sex befasst wurde, was eindeutig über den normalen Rahmen hinausging.

Insgesamt empfinde ich das Buch Lázár recht gelungen. Es kann viele positive Aspekte aufweisen wie das Cover, die Entwicklung des 20. Jahrhunderts, der Verzicht von Rückblenden sowie die Distanziertheit der Personen. Trotzdem sind aus meiner Sicht die Personen an einigen Stellen etwas zu unperfekt und vor allem der Fokus zu lange auf unwichtigen Themen. Somit gebe ich dem Buch 3,5 Sterne, weil es eine angenehme Abwechslung ist, jedoch an einigen Stellen ausgebaut werden kann.