Wunderbar erzählt
Nelio Biedermanns Roman „Lázár“ habe ich in zwei Tagen durchgelesen. Die Familiengeschichte, die überwiegend in Ungarn spielt, hat mich in ihren Bann gezogen. Und das, obwohl mich das Titelbild zunächst eher abgeschreckt hat. Da steht ein Pferd auf dem Flur. Halbiert im Seitenprofil, im Hintergrund so etwas wie eine Tapete, auf der ebenfalls ein Pferd, wohl in einer Manege, abgebildet ist. Dabei spielen Pferde keine besondere Rolle in „Lázár“.
Über mehrere Generationen wird das Schicksal der Familie Lázár erzählt, von den 1920er Jahren bist zur Gegenwart. Die Lázárs, das ist ein Adelsgeschlecht, das sich in den Wirren der Zeit zu behaupten hat – und sich neu erfinden muss. Vor allem, als nach Flucht und Rückkehr die Enteignung im Sozialismus erfolgt. So steht das Pferd auf dem Cover einerseits für die Anmut und Distanziertheit, die in der Familie den Sprösslingen antrainiert wird. Wer adliger Abstammung ist, dem muss man es auch ansehen. Egal ob beim Essen oder der gesellschaftlichen Konversation.
Andererseits steht das Pferd auch für die Verlorenheit und Eigenheit. Und an Eigenheiten gibt es genug in der Familie Lázár. Die reichen vom verrückten Onkel, der in seinem Zimmer versteckt wird, bis hin zu körperlichen Gebrechen wie Glasknochen („ein durchsichtiges Kind“ sei Lajos Lázár gewesen). Da wirkt es fast schon normal, wenn sein Sohn mit den Schatten spricht. Verloren ist letztlich irgendwann jeder in „Lázár“ – Glück ist immer nur von kurzer Dauer.
Es ist fast schon überraschend, dass der endgültige Verfall der Familie nicht aufgrund physisch-psychischer Gebrechen, sondern durch die Enteignung im Sozialismus erfolgt. Und so ist der Verlust ein zentrales Thema in dem Roman, auf unterschiedlichste Weise. So kommt Lajos von Lázár über den Tod seiner Frau nicht hinweg, sein Sohn nicht über den Verlust der ersten Liebe – seine Freundin wurde deportiert. Dass sein Vater als Offizier in die Organisation der Deportation eingebunden war, gehört zu den beabsichtigten Zufällen des Romans.
„Lázár“ nimmt seine Leser mit hinein in die Lebenswelt des ungarischen Kleinadels – und schildert seinen Untergang. Und so sind es dieses Mal nicht die Sieger, die die Geschichte schreiben, sondern die, die alles verloren haben und sich in ihre alte, verlorene Welt zurücksehnen. Eine wunderbar erzählte Familiengeschichte.
Über mehrere Generationen wird das Schicksal der Familie Lázár erzählt, von den 1920er Jahren bist zur Gegenwart. Die Lázárs, das ist ein Adelsgeschlecht, das sich in den Wirren der Zeit zu behaupten hat – und sich neu erfinden muss. Vor allem, als nach Flucht und Rückkehr die Enteignung im Sozialismus erfolgt. So steht das Pferd auf dem Cover einerseits für die Anmut und Distanziertheit, die in der Familie den Sprösslingen antrainiert wird. Wer adliger Abstammung ist, dem muss man es auch ansehen. Egal ob beim Essen oder der gesellschaftlichen Konversation.
Andererseits steht das Pferd auch für die Verlorenheit und Eigenheit. Und an Eigenheiten gibt es genug in der Familie Lázár. Die reichen vom verrückten Onkel, der in seinem Zimmer versteckt wird, bis hin zu körperlichen Gebrechen wie Glasknochen („ein durchsichtiges Kind“ sei Lajos Lázár gewesen). Da wirkt es fast schon normal, wenn sein Sohn mit den Schatten spricht. Verloren ist letztlich irgendwann jeder in „Lázár“ – Glück ist immer nur von kurzer Dauer.
Es ist fast schon überraschend, dass der endgültige Verfall der Familie nicht aufgrund physisch-psychischer Gebrechen, sondern durch die Enteignung im Sozialismus erfolgt. Und so ist der Verlust ein zentrales Thema in dem Roman, auf unterschiedlichste Weise. So kommt Lajos von Lázár über den Tod seiner Frau nicht hinweg, sein Sohn nicht über den Verlust der ersten Liebe – seine Freundin wurde deportiert. Dass sein Vater als Offizier in die Organisation der Deportation eingebunden war, gehört zu den beabsichtigten Zufällen des Romans.
„Lázár“ nimmt seine Leser mit hinein in die Lebenswelt des ungarischen Kleinadels – und schildert seinen Untergang. Und so sind es dieses Mal nicht die Sieger, die die Geschichte schreiben, sondern die, die alles verloren haben und sich in ihre alte, verlorene Welt zurücksehnen. Eine wunderbar erzählte Familiengeschichte.