Zerfall einer ungarischen Adelsfamilie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
rosetheline Avatar

Von

Schon vor der Veröffentlichung wurde "Lázár" von Nelio Biedermann in hohen Tönen gelobt. Danach kamen mehrere Nominierungen für Buchpreise und sogar die Auszeichnung "Lieblingsbuch der Unabhängigen". Umso gespannter war ich auf den Roman, der vom Genre und der Thematik genau meinen Interessen entspricht.

In "Lázár" geht es um die Adelsfamilie "von Lázár", genauer Sándor und Mária von Lázár, die nach der Tochter Ilona den Sohn Lajos bekommen, der jedoch mit wasserblauen Augen und einer gläsernen Haut zur Welt kommt und seiner Familie nicht ähnlich sieht. Als Leser*in begleitet man die Familie ab diesem Zeitpunkt und über drei Generationen hinweg. Beginnend mit dem 20. Jahrhundert bis in die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.
Dabei erlebt die Familie von Lázár neben familiären Problemen vor allem auch den Untergang ihrer Stellung in der Gesellschaft bis zur Enteignung und der Flucht in die Schweiz.

Biedermanns Sprache fühlt sich sehr erwachsen, verschachtelt und teilweise poetisch an. Dabei kann man als Leser*in wirklich vergessen, dass der Autor gerade einmal 22 Jahre alt ist.
Inhaltlich bietet der Roman viel Einblick in das Leben des Adels im 20. Jahrhunderts mit seinen Höhen und Tiefen. Leider waren die Charaktere für mich aber zu flach und in gewisser Weise nicht genug herausgearbeitet. Gewisse Gefühle wurden schon gezeigt, doch ich hatte das Gefühl, dass man noch viel viel mehr hätte herausholen können.
Hinzu kam, dass ich relativ lange gebraucht habe, um das Buch fertig zu lesen und mir ein gewisser Sog gefehlt hat. Auch das Pacing zum Ende des Buches entsprach nicht mehr ganz dem Pacing am Anfang des Buches.

Alles in Allem war es für mich kein schlechtes Buch. Es hatte sowohl gute als auch schlechte Aspekte. Trotzdem hat es einen gewissen Stellenwert und ich kann mir vorstellen weitere Bücher von Biedermann zu lesen.