Berührende Schicksale, die man nicht vergisst

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gormflath Avatar

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Die Lebensgeschichten der drei Frauen verbindet ihre Schicksale von den 1930er-Jahren bis in die Zeit nach der Wiedervereinigung Deutschlands.
Lene darf Joop, den Mann, den sie liebt, nicht heiraten und flüchtet sich in eine Ehe, die von Gewalt geprägt wird. Nach dem frühen Tod ihres Mannes auf sich allein gestellt, muss sie hinnehmen, dass ihr erstgeborener Sohn Leo im Nazi-Regime wegen eines geringfügigen Handicaps als „Reichsausschusskind“ gilt. Ihr wird die elterliche Sorge entzogen, Leos Schicksal scheint ungewiss.
Die Krankenschwester Nora riskiert ihr eigenes Leben, um Leo zu retten.
Lieselotte „Lotte“ arbeitet in Danzig an der Front und begegnet 1942 dort Nora – diese Begegnung verändert das Leben der drei so unterschiedlichen Frauen. Die Frauen, die sich in diesen schwierigen Zeiten kennen gelernt haben, geben sich gegenseitig Halt und werden zu Freundinnen.
Kurz vor Kriegsende werden die Frauen in den Gulag Workuta in die Sowjetunion verschleppt. In diesem Arbeitslager werden sie unter unmenschlichsten Bedingungen Teil der 900.000 Arbeitskräfte, die Stalin im Rahmen der Reparationszahlungen zugesichert worden waren. Nach Stalins Tod kommt Hoffnung auf eine Rückkehr nach Deutschland auf, aber es soll noch Jahre dauern, bis Nora durch den nahenden Tod ihrer Freundin Lotte eine Rückkehr in die Heimat möglich sein wird.
Viele Jahre später, kurz nach dem Fall der Berliner Mauer, erhält Nora einen Brief, der sie mit Wucht in die Vergangenheit versetzt.
Keine der drei Frauen ist perfekt, aber jede wird von der Autorin authentisch gezeichnet. Trotz aller Widersprüche sind die Frauen sympathisch und man spürt beim Lesen, wie sehr jede der Frauen sich durchs Leben kämpft immer wieder Hoffnung schöpft und nie den Mut verliert.
Sehr geschickt verwebt die Bestseller-Autorin Mechthild Borrmann die Zeitsprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart miteinander, so dass sich nach und nach die beeindruckende Geschichte entfaltet. Der ruhige Schreibstil wirkt umso eindringlicher, bei vielen Szenen ist das Unglaubliche für uns kaum begreifbar.
Der zeitgeschichtliche Roman der Autorin beruht auf Erinnerungen und Dokumenten von Zeitzeug*innen und geht beim Lesen direkt unter die Haut. Es ist eines der Bücher, das nicht nur berührt, sondern auch nach dem Lesen noch lange nachklingt. Die Autorin hat es auch mit diesem neuen Buch wieder geschafft, Geschichte auf beeindruckende Weise fühlbar zu machen. Die Schicksale dieser drei Frauen beweisen, wie nah Glück und Leid, Hoffnung und Verlust beieinander liegen und wie sehr in den schlimmsten Lebensphasen nicht nur die Hoffnung durchschimmert, sondern sich die Menschlichkeit breit macht.
Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und kann es uneingeschränkt empfehlen.
Wir sollten uns diese Thematik immer wieder in Erinnerung rufen und nie vergessen.