Drei Frauen in schwierigen Zeiten

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Nachdem ich bereits "Trümmerkind" und "Feldpost" von Mechtild Borrmann gelesen habe, hat mich auch "Lebensbande" sehr interessiert. Diesmal habe ich zum Hörbuch gegriffen, eingelesen von Vera Teltz und >Johanna Zehendner.

In diesem auf Tatsachen beruhenden Roman geht es um drei Frauen: Nora, Lene und Lieselotte. Nora lebt 1993 in Mecklenburg-Vorpommern und erhält eines Tages Post. Sie soll ihre Rentenansprüche für die Zeit vor 1953 nachweisen. So beginnt sie, ihr vergangenes Leben Revue passieren zu lassen und schreibt alles in einem Heft auf. In den 30er Jahren lernen wir zunächst Lene kennen. Lene ist Tochter eines Gutsbesitzers und Bauern, der nicht begeistert davon ist, als Lene sich in den niederländischen Tischler Joop verliebt. Ihre Eltern verbieten ihr den Umgang mit ihm und verbringen sie als Angestellte in einen Haushalt. Als sie glauben muss, dass Joop tot ist, heiratet sie und bringt erst ein behindertes Kind und dann Zwillinge zur Welt. Als ihr mittlerweile gewalttätiger Mann tödlich verunglückt, wird ihr das Sorgerecht für Leo entzogen und dieser in ein Heim verbracht. In diesem Heim arbeitet auch Nora als Krankenschwester. Ihr fällt auf, dass immer mehr der Kinder in ein anderes Heim verlegt werden, in dem auffällig viele Kinder an Lungenentzündung sterben. Sie will Leo retten und begeht einen schrecklichen Fehler. Sie wird nach Danzig versetzt, lernt dort Lieselotte kennen und kommt mit dieser in einen Gulag.

Auch dieser Roman von Mechtild Borrmann lässt sich gut lesen oder hören. Ihre lebendige und einfühlsame Sprache lässt einen ins Geschehen abtauchen. Sie verzichtet auf allzu brutale Schilderungen aus der damaligen Zeit. Ihr Schwerpunkt liegt bei den Frauen, ihrem Mut, ihrer Freundschaft und ihrem Zusammenhalt.

Für meinen persönlichen Geschmack hat Borrmann in diesen Roman allerdings zu viele Themen gepackt: Auf knapp 300 Seiten und grade mal 7,5 Stunden erfahren wir über Euthanasie, russische Gefangenschaft im Gulag, häusliche Gewalt, Krieg und die Zeit nach der Wende in der (Noch)DDR. Diese unterschiedlichen Themen tragen zwar zur Abwechslung bei, der Tiefgang bleibt aber auf der Strecke. Schade!

Die Sprecherinnen haben den Roman gut eingelesen. Zwischendurch hatte ich manchmal Schwierigkeiten, die beiden auseinanderzuhalten, was aber dem Hörvergnügen nicht geschadet hat.

Trotz meines persönlichen Eindrucks der Themenüberfrachtung empfehle ich den Roman gerne weiter. 4 Sterne für diesen Roman, in dem es überwiegend um Frauen geht!