Ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte

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buecherfan.wit Avatar

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Im Mittelpunkt von Mechtild Borrmanns neuem Roman “Lebensbande“ stehen drei Frauen – Lene, Nora und Lotte – deren Leben über einen Zeitraum von mehr als 60 Jahren geschildert wird. Erzählt wird auf zwei Zeitebenen, den 30er Jahren bis nach Kriegsende und den 90er Jahren nach dem Mauerfall. Lene und Nora sind Kusinen, die sich erst spät kennenlernen, Nora trifft Lotte bei ihrer Arbeit als Krankenschwester und wird nach dem Krieg mit ihr für acht Jahre in einem sowjetischen Arbeitslager eingesperrt. Es sind schwierige Zeiten mit schlimmen Ereignissen, die zu ertragen viel Mut und Kraft kostet. Lene hat einen kleinen behinderten Sohn, den man ihr wegnehmen will, weil er als Reichsausschusskind betrachtet wird. Die Freundinnen ahnen, was mit diesen Kindern in den speziellen Einrichtungen passiert, wo erstaunlich viele schon bald angeblich an Lungenentzündung sterben. Nora hilft Lene, den kleinen Leo zu retten und geht dabei ein hohes Risiko ein. Bei der Aktion gibt es einen Zwischenfall, der Noras Leben für immer prägen wird.
Lange rätselt der Leser, aus wessen Perspektive die zugleich berührende und bedrückende Geschichte erzählt wird. Eine der drei Frauen schreibt dann sozusagen als Vermächtnis auf, was damals wirklich geschehen ist und beantwortet damit offene Fragen. Mir hat Borrmanns neuer Roman wieder sehr gut gefallen, vor allem das Porträt der drei mutigen Frauen, die einander tatsächlich lebenslang verbunden bleiben und anderen helfen, selbst wenn ihr eigenes Leben auf dem Spiel steht: „Es sind die Dinge, die man nicht getan hat, die einen ein Leben lang beschämen.“ (S. 158) Ein sehr lohnender Roman, den ich verschlungen habe.