Raffiniert erzählter zeitgeschichtlicher Roman

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rflieder Avatar

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Mein erster Roman von Mechthild Borrmann und sicher nicht der letzte.
Raffiniert erzählt sie in einer ersten Zeitebene vom Leben der Menschen von 1931 bis 1948 in der westdeutschen Provinz an der Grenze zu den Niederlanden. Die Bauerntochter Lene verliebt sich in einen niederländischen Fabrikarbeiter. Ihre Eltern unterbinden die Beziehung und treiben Lene in eine unglückliche Ehe. Als ihr erster leicht behinderter Sohn in die Mühlen der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie gerät, lernt sie die Krankenschwester Nora kennen. Die vielen überwiegend schrecklichen Ereignisse werden sehr dicht chronologisch im Perfekt beschrieben.
In einer zweiten Zeitebene erzählt die Autorin im Präsens von Nora, die es nach dem Krieg in die ehemalige DDR verschlagen hat. Die aus der Wende 1989 folgenden Veränderungen veranlassen sie, ihre dramatische, teilweise geheimnisvolle Lebensgeschichte aufzuschreiben. Daher erfährt der Leser die in großen Teilen schrecklichen Geschehnisse der Zeit nach 1931 aus zwei Blickwinkeln. Das gefällt mir gut, ebenso wie der Wechsel der Zeitformen.
Borrmann hat historische Tatsachen und die Schicksale von Zeitzeugen geschickt verarbeitet. Neben den vielen schrecklichen Ereignissen gibt es immer wieder Hoffnung und so etwas wie ein Happy End. Der Roman berührt und die wesentlichen Personen werden mit viel Empathie beschrieben. Der letzte Teil ist sehr dramatisch und führt zu einer überraschenden Wende, die aber wie der ganze Roman durchaus stimmig ist. Ein rundum gelungenes Buch.