Melancholisch und poetisch

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alice pleasance Avatar

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In "Lebensgeister" beschäftigt sich die Autorin Banana Yoshimoto mit den Fragen: Wie lebt man nach einem tragischen Unfall weiter und wie geht man damit um, einen geliebten Menschen zu verlieren?

Die Protagonistin Sayoko erzählt die Geschichte aus ihrer Perspektive und beginnt mit dem Unfall, der ihr Leben verändert. Wie schwer es für sie war, den Weg zurück ins Leben zu finden, schildert sie auf poetische und leicht philosophische Weise. Die Gedanken, die sie sich über Leben und Tod und den Verlust geliebter Menschen macht, sind tiefsinnig und voller Gefühl. Trotz der insgesamt eher leichten Sprache erfordert das Buch einiges an Konzentration, denn in den einfachen Sätzen steckt doch unheimlich viel.

Insgesamt gibt es nur wenig Handlung im Buch. Stattdessen wird der psychische Heilungsprozess auf eindrückliche Weise erfahrbar. Das Ganze wird mit viel Gefühl, jedoch keinesfalls kitschig dargestellt. Und obwohl das Buch oft sehr traurig und melancholisch ist, bleibt am Ende doch das Positive im Gedächtnis.

Ein kleiner Kritikpunkt ist für mich der Klappentext. Denn zusammen mit der Leseprobe erweckte dieser bei mir den Eindruck, es gehe tatsächlich eher um die Geister, die Sayoko nach dem Unfall sieht. So hatte ich denn auch eine lockere Erzählung erwartet und stattdessen eher schwere Kost erhalten. Als leichte Unterhaltung ist dieser Roman keinesfalls zu bezeichnen und man sollte sich auch ein wenig Zeit für ihn nehmen, auch wenn die Seitenzahl eher gering ist.

Auffällig waren schließlich noch die vielen Fußnoten, in denen Worte übersetzt und Orte sowie Sehenswürdigkeiten in Kyoto beschrieben wurden. Das bringt einem Leser, der diese nicht kennt, auch die Kultur ein wenig näher, was mir sehr gefallen hat.