Mit oder ohne Nabel

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pugatastic Avatar

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"So lauert, wo der Himmel ist, stets auch die Hölle."

Als Protagonistin Sayoko nach einem schrecklichen Autounfall ihren geliebten Yoichi verliert, ist nichts mehr, wie es früher einmal war. Nicht nur muss sie lernen, nun ohne ihren verstorbenen Freund zurecht zu kommen, auch ist sie durch ihre Nahtoderfahrung nun dazu in der Lage die Geister Verstorbener zu sehen.
Doch Sayo ist trotz der grausigen Umstände nicht bereit, einfach aufzugeben. Unterstützt von Barbesitzer Shingaki und ihrem neuen Nachbarn Ataru beginnt sie sich in ihrer neuen Welt zurechtzufinden, das Geheimnis von Tod und Leben zu hinterfragen und zu erkennen, wie wundervoll unser Dasein auch in schlimmsten Zeiten sein kann.

Wer bei "Lebensgeister" einen turbulenten, mysteriösen Roman um Sayokos besondere Fähigkeiten erwartet, der wird bei diesem Buch eine wohl eher negative Überraschung erleben. Banana Yoshimoto wartet nämlich nicht etwa mit viel großem Tamtam, schnellen Handlungswechseln und allerhand rasche Szenen auf, sondern entführt uns in eine seelisch-melancholische Welt, die einen mit nur wenigen Worten in ihren Bann zieht.

So begleiten wir die junge Sayoko, die nach dem Tod ihres Freundes Yoichi und einem langen Krankenhausaufenthalt ein neues Leben beginnen möchte. Eigentlich sollte man meinen, dass die Protagonistin durch ihren tragischen Schicksalschlag eine gebrochene Frau ist. Sayo jedoch entpuppt sich schnell als eine Kämpfernatur, die sich tapfer ihrem neuen Leben stellt.

Behutsam wagt sich die Autorin an das Thema "Tod", ohne dabei zu verteufeln oder zu verdammen. Yoshimoto schafft es, nicht nur tröstende Worte zu finden, sondern auch Hoffnung zu schenken, der wie ein Lichtblick in den schlimmsten Zeiten wirkt. Der angenehme, ruhige Schreibstil passt perfekt zum ebenso zarten Inhalt, der selbst mich als eigentlicher "Blockbuster"-Leser gefesselt hat.

"Lebensgeister" ist ein Tröster und Mutmacher in schweren Zeiten. An manchen Stellen standen mir Tränen in den Augen, weil mir Sayokos Schmerz so nahe ging, andererseits musste ich einfach mit ihr lächeln, wenn sie eine neue, wundervolle Facette in ihrem Leben entdeckte.

Ich hätte noch gut fünfhundert Seiten ihrer Reise miterleben können und bin sogar ein wenig traurig, dass Banana Yoshimotos Werk letztlich doch so kurz geraten ist, aber vielleicht ist es gerade auch das, was das Buch so wirklich ausmacht: Ein kurzes Abenteuer, das einen mit wenigen, wunderschönen Worten lehrt, nie aufzugeben.

Von mir gibt es daher eine ganz klare Empfehlung!