Deutschlands düstere Zukunft

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joanbowe Avatar

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Vorab gesagt: das neueste Buch von Juli Zeh habe ich ziemlich schnell an einem Stück durchgelesen, es ist gut geschrieben, liest sich flüssig- ist aber wie ich finde kein Psychothriller, wie so vollmundig angekündigt.
Ein Politthriller ist es dagegen schon, wenn ich auch behaupten würde, dass für mich ein Politthriller spannender geschrieben sein sollte.
Ein politisches Buch ist es allerdings, mit einem recht düsteren Blick in die nahe Zukunft. Juli Zeh spinnt ein Szenario, in dem Donald Trump auch in einigen Jahren noch Präsident ist, Angela Merkel von der 'Besorgte Bürger Partei' abgelöst wurde und das Interesse an Politik in der deutschen Bevölkerung dramatisch nachgelassen hat.
Britta Söldner interessiert das Weltgeschehen nicht. Sie führt ein ganz normales Privatleben mit Mann und Kind und leitet mit ihrem Partner Babak zusammen eine Heilpraxis. Dass die 'Heilpraxis' nur der Deckmantel für eine Firma ganz anderer und unmoralischer Art ist, erfährt man als Leser nach und nach. Denn hier geht es um gute Geschäfte mit dem Tod und mit Selbstmordattentaten.
Und dann passiert ein Anschlag, der nichts mit Brittas Firma zu tun hat und von da an läuft alles aus dem Ruder. Britta wird im Verlauf der Romanhandlung doch Stellung beziehen müssen und ihre Sichtweise auf die Welt, ihr Leben und die Gesellschaft ändern.
Der Titel 'Leere Herzen' passt insofern zum Buch, als die Handlung weitgehend emotionslos daherkommt. Es werden nur selten Gefühle beschrieben. Es sind kaum Gefühle vorhanden. Das ist es, was wirklich erschreckt.
Das Cover greift übrigens ein Motiv aus dem Inhalt auf: Babaks Pünktchenbild.
Und das finde ich als Cover zusammen mit dem Titel wirklich genial und passend.