Erschreckend realitätsnah

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buchina Avatar

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Juli Zeh ist mir als deutsche Autorin schon länger bekannt, aber irgendwie war für mich noch nie das passende Buch dabei. Diese Dystopie-Thriller-Mischung fand ich von seiner Geschichte so interessant, dass ich es unbedingt lesen wollte.
Es ist ein wirklich ungewöhnlicher Plot: Britta Söldner und Babak Hamwi betreiben eine Firma „Die Brücke“, offiziell eine Heilpraxis, in Wahrheit ein Spiel mit dem Tod. Britta hat noch eine Tochter und einen Lebensgefährten, die nichts über Brittas wahre Arbeit wissen. Immer mehr wird auch klar, dass die Familie erst an zweiter Stelle kommt, was mir ihren Charakter nicht sympathischer machte. Im ganzen Roman blieb sie für mich kalt und gefühllos und vor allem besserwisserisch, was manchmal ganz schön nervte.
Man erfährt erst relativ spät, was es mit „Der Brücke“ auf sich hat, was den Spannungsbogen besonders am Anfang erhöht. Die Idee hinter der Brücke ist einfach, aber grandios. Leider kann ich mir wirklich vorstellen, dass es so etwas in der Realität geben könnte. Neben der Idee „Die Brücke“ ist die Gesellschaft, in der Britta lebt sehr interessant. Leider sind die Informationen dazu immer sehr spärlich.
Gefallen hat mir die Sprache von Juli Zeh, die bildhaft und angenehm zu lesen ist. Eine gewisse Unaufgeregtheit durchzieht den Roman, das machte für mich die ganze Geschichte noch erschreckender.
Juli Zeh hat einen spannenden und leider auch realistischen Zukunftsroman geschrieben, der zeigt wo unsere Gesellschaft hinsteuern kann. In ihrem Fokus liegen gerade die Menschen der gehobenen Mittelschicht, die durch ihren eigenen Egoismus und eine Empathielosigkeit die Gesellschaft an den eigenen Abgrund bringen. Es ist ein Roman, der durch seine Realitätsnähe nachhallt.