Gemischtes Leseerlebnis

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svettusch Avatar

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Mir fällt es sehr schwer, den Roman einzuschätzen. Bei dem Klappentext und dem Namen hatte ich hohe Erwartungen, auch wenn es mein erster Roman von Juli Zeh ist. Es gab auch immer wieder Momente, da bin ich in die Geschichte eingetaucht - ebenso, wie ich das Buch immer wieder weggelegt habe, um kurz durchzuatmen. Das Thema ist sicher kein leichtes, weshalb es möglicherweise mehr Seiten gebraucht hätte, um es in seiner Tiefe zu verstehen.

Juli Zehs Schreibstil ist wenig verschnörkelt. Er ist klar, direkt und das passt zu einem Buch wie diesem. Ich persönlich habe mich daran gewöhnt, auch wenn ich am Anfang Schwierigkeiten hatte.

Die Geschichte und die Protagonisten sind ebenso unverblümt. Die Idee fand ich schockierend, aber gut. Eine Praxis, die sich auf suizidale Kandidaten beschränkt hat und bei nicht erfolgreicher Heilung weitervermittelt. Eine Zukunft, in der Waschmaschinen wichtiger sind, als das Wahlrecht. Eine Partei an der Macht, die Grundrecht abschafft.

Die Protagonisten waren okay. Vor allem Julietta konnte mich (ebenso wie sie die anderen Charaktere im Buch eingenommen hat) fesseln. Vieles wird angerissen, dem Alltag von Britta gegenüber gestellt. Ich hatte das Gefühl, dass alles an der Oberfläche bleibt und irgendwie hatte ich mir mehr Tiefgang gewünscht. Am Anfang empfand ich diese unterschwellige Spannung als angenehm, das was wäre wenn, aber ... dabei blieb es. Der Schluss wird erst in die Länge gezogen, dann unterbrochen.

Das ist sicher kein einfaches Thema, dass Juli Zeh sich hier ausgesucht hat, ich bin auch froh, es gelesen zu haben. Ob ich mir noch ein Buch von ihr zulege, weiß ich noch nicht.