Hallt gewaltig nach - lesenswert!

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sikal Avatar

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Britta hat mit ihrem Geschäftspartner Babak eine ungewöhnliche Praxis aufgebaut. Sie „behandeln“ in der „Brücke“ selbstmordgefährdete Menschen mittels 12-Stufen-Plan, um herauszufinden, ob diese tatsächlich Selbstmord begehen wollen. Diese werden an diverse Organisationen vermittelt, um mit dem Selbstmordszenario einen würdigen Abgang zu schaffen, z.B. an terroristische Gruppierungen oder auch an Umweltschutzorganisationen. Das Geschäft boomt, Britta und Babak scheffeln ordentlich Geld. Privat lebt Britta mit ihrer Familie in Braunschweig in einem modernen Haus, hat pragmatische Ansätze und der Politik abgeschworen.



Doch plötzlich scheint alles aus dem Ruder zu laufen. Britta und Babak bekommen Konkurrenz am Markt, undurchsichtige Machenschaften scheinen sich auszubreiten und plötzlich steht nicht nur die Firma vor dem Zusammenbruch.



Juli Zeh schrieb hier ein erschreckendes Zukunftsszenario, das hoffentlich nicht so schnell zur Realität wird. Sie schreibt aber auch über Politikverdrossenheit, über Freiheiten, die Verantwortung bringen und doch so oft ungenutzt bleiben.



Die Autorin schreibt wie immer fesselnd, aufrüttelnd und regt zum Nachdenken an – ein politischer Richtungswechsel, der hoffentlich nicht so krass eintritt, wie dieser hier prophezeit wird und wohin uns eine passive Haltung führt (oder wenn statistisch gesehen mehr Menschen auf ihr Wahlrecht verzichten würden als auf ihre Waschmaschine …). Ebenso werden Fragen zur Ethik zu Moral oder Unmoral gestellt, wie weit darf man geschäftliche Expansionen treiben? Wie viel Zynismus verträgt unsere Gesellschaft?



Juli Zeh schafft es wieder, mich zu überzeugen. Gerne habe ich diesen spannenden Roman gelesen und vergebe für diesen Spiegel, der der Gesellschaft vorgehalten wird, fünf Sterne