Spannende Mystery mit einigen Schwächen

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julisteestübchen Avatar

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Graylee hat Visionen darüber, wie Menschen gestorben sind und außerdem riesige Angst vorm Wasser. Um dies zu behandeln, wird sie von ihrer alten Schule auf die Swanlake Academy geschickt. Doch wie sich herausstellt ist die Academy eine Schule für die Nachfahren von Mythen wie Walküren, Odinssöhnen und Minotauren. Doch was für ein Mythos soll in Graylee schlummern? Als nach und nach Schüler verschwinden und verändert wieder auftauchen, Graylee sogar nach dem Leben trachten, wird ihr schnell klar: Irgendetwas stimmt hier ganz und gar nicht. Ob ein eigentlich vor zwanzig Jahren gebannter Fluch wiedererwacht ist, der Liebende für immer versteinert?

Für den Start des Romans habe ich zugegeben etwas länger gebraucht. Aufgrund der Mythen muss gerade am Anfang einiges erklärt werden und 200 Seiten hat es mindestens gebraucht bis die Geschichte etwas Schwung bekommen hat. Doch auch die Protagonistin Graylee hat mir den Einstieg nicht gerade leicht gemacht. Sie ist sehr vorlaut, spricht ohne vorher darüber nachzudenken und hat stets einen Spruch auf Lager, der meist eher unpassend ist. Das machte es mir lange Zeit schwer mich in sie hineinzuversetzen.

Natürlich gibt es auch einen männlichen Love Interest in dieser Geschichte - der leidende Schönling wie Graylee ihn selbst sehr passend beschreibt. Muskeln und all das Pipapo, was ein Klischee-Bookboyfriend so hat. Das machte ihn für mich als Charakter etwas dünn und nicht allzu interessant. Auch die Liebesgeschichte, die sich hier langsam entwickelt, konnte mich daher nicht so richtig berühren. Die Autorin versucht zwar offensichtlich ihn verletzlich darzustellen. Doch letztendlich verhält er sich dann auch wieder widersprüchlich, sodass ich sein Verhalten zum Teil nicht richtig ernst nehmen konnte.

Was der Autorin allerdings im späteren Verlauf gelingt: Sie hält es spannend und lässt viele Fragen, die uns Leser unter den Fingernägeln jucken, lange Zeit - oder sogar bis zum Schluss - offen. Immer wieder jedoch habe ich mich selbst dabei erwischt, Sätze, die mehr Geschwafel waren als das sie zur Geschichte beitrugen, zu überfliegen. Schließlich wollte ich des Rätsels Lösung näher kommen. Das Drumrum - wer ist nun Freund, wer Feind usw. - hat mich eher etwas gelangweilt. Denn die typischen Highschool-Konflikte lässt die Autorin hier leider nicht aus. Für mich war der gesamte Roman daher sehr in die Länge gezogen. Schließlich kommt er mit knapp 500 Seiten daher, dafür passiert mir aber einfach nicht genug.

Über die anderen Charaktere lässt sich vermutlich viel streiten. Es gibt wenige gute Schulkameraden wie Willow oder Ornela, die man auch lieb gewinnen kann. Und auch die Antagonistin Vivienne bringt ordentlich Schwung in den Roman - für mich übrigens einer der sehr wenigen gut ausgearbeiteten Charaktere. Ansonsten besteht die Swanlake Academy allerdings aus einer großen grauen Masse an Schülern, die allesamt nur in der Lage zu sein scheinen, die Neue an der Schule anzustarren und Gerüchten hinterher zu hecheln. Hier kommt ein sehr klischeehaftes Highschoolbild zutage, in dem Graylee natürlich der Sonderling ist, der aus der Masse heraussticht. Für mich ist diese Einheitsmasse von ständig nur glotzenden Schülern ziemlich profan und einfach gestrickt für einen Roman.

Insgesamt hatte der Roman für mich einige Schwächen, wurde zum Ende hin aber immer spannender, sodass ich doch noch vier Sterne vergebe. Auch der Cliffhanger am Ende ist mehr als gelungen, sodass man unbedingt wissen will, wie es weitergeht.