Enttäuschend
Leider ist das Kreativste, Fantasievollste an „Leichenblass im Fass“ von Joost Jensen (Pseudonym) der Titel. Der Inhalt des 360 Seiten langen Ostfrieslandkrimis dümpelt vor sich hin wie schales Bier. Fast möchte man meinen, es gebe auf der ganzen Welt keine anderen Biersorten als die Konkurrenzbiere „Dünenhopfen“ des durchtriebenen Geschäftsmannes Ulrich Neunaber und das „Tüdelbräu“ der durch und durch gutmütigen, taffen Brauerin und Kneipenbesitzerin Gesine Felber. Gesine gewinnt mit ihrem Bier den Brauwettbewerb, Neunaber schwört Rache, welche er der Leserschaft auf S. 40 in aller Genauigkeit darlegt. An den Racheplänen und an den Touristenhorden, die seit dem Wettbewerb über das Dorf und das preisgekrönte Bier herfallen wie die letzten Ballermannrüpel, arbeitet sich die ehrbare Dorfgemeinschaft dann weitere 120 Seiten ab, bis der im Klappentext versprochene Mordfall eintritt. Die Figuren sind leider alle sehr stereotyp dargestellt, auf regionale Besonderheiten wird – abgesehen von ein paar bemühten Einwürfen der Dörfler im Dialekt – nicht eingegangen, auch das Bierbrauen findet so nebenbei im Keller statt. Das Cover ist ansprechend gestaltet, der Titel hebt sich haptisch ab.