Zu hoch gelobt

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lunamonique Avatar

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„Leichenblume“ ist das Crime-Debüt der skandinavischen Autorin Anne Mette Hancock und bildet den Auftakt zur Thrillerreihe um die Kopenhagener Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan. Der erste Fall wurde mit dem dänischen Krimi-Preis ausgezeichnet. Der zweite Band „Narbenherz“ erscheint im Sommer 2021.

Bei der Recherche zu einem Skandal-Artikel sind Journalistin Heloise Kaldan erhebliche Fehler passiert. Ihr Job steht auf der Kippe. Heloise erhält einen rätselhaften Brief, der einen alten Mordfall wieder hochkochen lässt. Die Verdächtige ist seither auf der Flucht und weiß persönliche Informationen über Heloise. Was steckt hinter der lauernden Bedrohung?

Anna ist eine undurchsichtige Mordverdächtige und bildet den roten Faden des Thrillers. Bald steht die Schuld in Frage. Sie hatte kein Motiv. Spekulationen werden in Gang gesetzt. Der Erzählstil überzeugt mit detailreichen Beschreibungen, die Bilder im Kopf entstehen lassen. Perspektivwechsel untermalen das Mysteriöse erhöhen aber nicht die Spannung. Die Charaktere einschließlich der Hauptfigur bleiben sehr blass. Heloise ist in ihrer Beziehung hin und hergerissen zwischen Misstrauen und Vertrauen. Weiß sie über ihren Freund Martin Duvall zu wenig? Hat er sie benutzt? Es bleibt nicht bei einem Brief. Heloise ist nicht nur auf der Jagd nach den Hintergründen sondern wittert eine große Story. Eine Journalistin als Ermittlerin bietet eigentlich Zündstoff. Bald ist Kriminalhauptkommissar Erik Schäfer aber auf ihrer Seite. Effekte bleiben aus. Eine Wendung erzeugt nicht die erwartete Intensität. Heloise tritt den falschen Leuten auf den Füßen und gerät in Lebensgefahr. Das Rätselhafte um die Briefe mit den seltsamen Botschaften geht nicht auf. Es zieht sich zu lange hin, und es fehlt an Anreizen mitzuraten und mitzufiebern. Ahnungen bremsen die Spannung aus. Es wird zu viel in eine Richtung verwiesen. Der Überraschungseffekt bleibt völlig auf der Strecke. Es fehlt eine Leser-Verbindung zu den entscheidenden Charakteren. Eine mögliche Wucht der Ereignisse überträgt sich gar nicht erst. Ein eigentlich interessantes Detail wird nicht stimmig verwoben. Warum warnt Kriminalkommissar Erik Schäfer mit seinen Prognosen Verdächtige vor? So ist die Übermacht der anderen Seite schon fast peinlich. Nicht die einzige seltsame Herangehensweise. Auch die Auflösung zum Ende will nicht überzeugen. Im Nachhinein ergeben die mysteriösen Briefe wenig Sinn. Der Plot ist nicht raffiniert gestrickt und hat zu viele Mankos.

Das Cover spielt auf den Handlungsort an und setzt den Titel nicht entsprechend in Szene. Mit der rätselhaften Bezeichnung ist das Interesse geweckt. „Leichenblume“ enttäuscht die hohen Erwartungen. Noch fehlt es den Charakteren an Persönlichkeit und Tiefe. Der Fall hat zu wenig Tempo und keine wirklich packenden Szenen parat. Für die nächsten Bände bleibt noch viel Luft nach oben.