Meter für Meter

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Winn van Meter erwacht in seinem Schlafzimmer. Es ist Donnerstag und am Wochenende heiratet seine älteste Tochter. Deshalb muss er sich nun schnell auf den Weg zur Insel machen, wo ein Teil der Hochzeitsgesellschaft bereits in seinem geliebten Ferienhaus verweilt. Er selbst fährt erst jetzt dort hin, da er als ehrgeiziger Bänker, dass Gefühl hat unabkömmlich zu sein.Vielleicht durch die diesmal einsame Fahrt beeinflusst, vielleicht aber auch, weil seine Tochter heiratet und schwanger ist, blickt Winn van Meter auf seinem Weg zum Ferienhaus wehmütig angehaucht auf bestimmte Abschnitte seines vergangenen Lebens. Er hat es zu etwas gebracht, abgeschlossenes Garvard-Studium, erfolgreich im Beruf, zwei gesunde Töchter und eine glückliche Ehe....oder nicht. Winn ist extrem angetan von der 27-Jährigen Freundin seiner Tochter und diese suggerierte ihm vor kurzem Interesse. Demenstprechend kann Winn, der sowieso so viele Menschen in seinem Ferienhaus unangenehm findet, sich nach der Annkunft nicht wirklich entspannen. Und auch sonst schwelt etwas unter der Oberfläche diese so heilen Welt.

Maggie Shipstead hat ihren Roman in Überkapitel eingeteilt, die die Tage beschreiben von Donnerstag bis Samstag vor der Hochzeit der Tochter von Winn Meter. Winn Meter ist der Hauptcharakter ihrer Erzählung. Gemeinsam mit diesem begibt der Leser sich auf die Reise nach Waskeke und dabei auch auf eine Reise durch seine Vergangenheit bis zum aktuellen Zeitpunkt. Der Leser erhält Einblick in Winns Gefühlswelt und dabei entsteht das Gefühl, das Winn Van Meter ein sehr kontollierter Mensch ist, in dessem inneren und in dessem Umfeld jedoch unter der Oberfläche so einiges brodelt. Shipsteads Schreibstil ist angenehm zu lesen und sie erschafft mit ihren Worten ein sehr detaillreiches Bild der Umgebung und der Äußeren Fassade der beteiligten Personen. Dabei bleiben die Charaktere dem Leser zunächst eher fremd. Die Handlung startet gemächlich und dennoch gelingt es Maggiy Shipstead dem Leser spürbar zu machen, dass irgendetwas passieren wird, dass die Protagonisten nur in einer Scheinwelt leben, deren Fassade langsam brökelt. Damit hat nicht nur Winn van Meters Obsession für Agatha zu tun, sondern auch die Leben der anderen Beteiligten.

Wohin will wohl dieses Buch?fragte ich mich zu Beginn der Leseprobe. Und so ganz kann ich diese Frage auch nach deren Ende nicht beantworten. Gemächlich startet die Geschichte doch spätestens mit der Ankunft von Winn auf Waskeke entsteht eine unterschwellige Spannung, die nie wirklich nachlässt. Sein Verhalten gegenüber den anderen Charakteren wirkt in weiten Teilen aufgesetzt. Sein "Abfahren" auf die soviel jüngere Agatha, die er schon im Hockeyrock als Schülerin sexuell ansprechend fand, verursacht bei mir ein bißchen Ekel. Aber sorgt natürlich auch für Interesse, ob sich Agatha tatsächlich auf ihn einlässt oder er hier auch auf den Schein hereinfällt, mit dem er seinen gesamten Lebensgefüge versucht einen Sinn zu verleihen. Ich gehe davon aus, dass am Ende des Buches das Leben der meisten beteiligten nicht mehr so ist, wie es mal war. Nur wie und warum dies passiert ist noch nicht klar und ob es eine durchweg spannende Geschichte wird auch nicht, Shipsteads Schreibstil kann nämlich auch dazu führen, dass sie sich in Detaillbeschreibungen verfängt und damit die Geschichte einen zu flachen Verlauf hat. Mal abwarten...