beeindruckend

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sissidack Avatar

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Michael Theurillat ist ein Meister des Wortes. Geschickt setzt er einfache Wortkombinationen verbunden mit total treffenden Adjektiven so ein, dass der Leser von deren Wirkung absolut eingenommen ist. Ich habe mich dabei ertappt, wie ich gewisse Passagen nochmals gelesen habe, nur um die mit Worten gezeichneten Bilder zu genießen.
Die Darstellung, wie Eschenbach nach längerer Krankheit zurück in seinen Arbeitsbereich kommt und sofort die schlechte Stimmung seiner bewährten Kollegen bemerkt, könnte in der Realität ganz genau so sein. "Neue Besen kehren gut", ist nicht umsonst ein altes Sprichwort, welches immer und immer wieder zutrifft. Ein neuer Chef hat eben neue und wie er glaubt. bessere Ideen. Gut, dass sich zum Schluss dies aufgeklärt und in Wohlgefallen aufgelöst hat.
Indem sich Eschenbach, ausgeruht und voller Tatendrang wieder in die Arbeit stürzt, bemerkt er, dass sich hinter dem aktuellen Fall, den die Kriminalabteilung bearbeitet, mehr verbirgt, als ihm seine Kollegen mitteilen wollen und auch können. Der erfahrene Ermittler lässt sich jedoch nicht beirren, sein Instinkt leitet ihn.
Eschenbach ist ein Mensch, der mit Ruhe und Gründlichkeit, Probleme löst. Nicht schnell, sondern präzise ist sein Arbeitsstil. Ähnlich ist auch sein Freundeskreis. Nicht viele Freunde hat er, aber auf diese kann er sich verlassen. Der Autor umreißt die Charaktere der Protagonisten erstklassig. Ich konnte mir Lenz, Eschenbach, Walter, Isabel, Rosa Mazzolleni und wie sie alle heißen recht gut vorstellen. Der Autor befasst sich mit viel Einfühlungsvermögen mit dem Schicksal von drei hoch intelligenten Menschen, die jetzt im Alter auf ihre Leistungen zurücksehen und sehr kritisch mit sich zur Gericht gehen. Einer davon ist Lenz. Er hat sich trotz seiner hochgradigen Intelligenz lieber zurückgezogen und in Ruhe in einem Archiv der Polizei gearbeitet. Isabel und Walter sind mit ihrem Leben keineswegs zufrieden. Sie haben mit ihrem Können manipuliert, korrumpiert und sind sogar für das Ausbrechen von Kriegen mit verantwortlich. Sie begehen beide Selbstmord um ihrer Strafe zu entgehen. Trotzdem sind sowohl Walter als auch Isabel nicht absolut zu verachten. Beide sind in einen Strudel hineingezogen worden, aus dem sie nie wieder herausgefunden haben.
Die Mitteilungen über Konflikte in Nahost und deren Ursachen waren sehr interessant aber auch verwirrend. Machenschaften und Intrigen, angeblich glaubensbedingte Kämpfe, Beeinflussung ja sogar geschürte Aufstände, die von langer Hand durch die großen Geheimdienste und starken Regierungen vorbereitet worden sind, machen den Leser nachdenklich. Was kann man den Medien und den Regierungen noch glauben? Ich denke, dass Herr Theurllant auf diesem Gebiet doch auch erhebliche recherchiert hat. Sonst wäre ich extrem enttäuscht.
Es gäbe noch viel in diesem Roman anzusprechen und zu diskutieren. Das überschreitet
den Zweck meiner Bewertung.
Ganz kurz sage ich nur noch: Der Kriminalroman fällt aus dem Muster des einfachen Krimis heraus und zwar im absolut positiven Sinn. Für anspruchsvolle Leser ist er ein absolutes MUSS!