Ein Stück schweizer Schokolade, statt Fastfood-Thriller

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soetom Avatar

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Manchmal fängt der erste Eindruck von einem Buch schon vor dem Lesen an: Das Buch ist relativ dick. Aber bei genauem Hinsehen liegt das auch daran, dass dafür unüblich dickes Papier verwendet wurde. Dadurch hatte ich bei jedem Umblättern das Gefühl, etwas Besonderes in der Hand zu haben.

Es ist dann eine Geschichte über den Krieg in Syrien, eine Geschichte über eine alte Liebe - und über Liebe im Alter - über Vertrauen, Freundschaft und nicht zu letzt eine Kriminalgeschichte. Aber das Buch erfüllt bei mir in keinem der Genres die Erwartungen, die ich aus der aktuellen Literatur eben so mitbringe. Die Geschichte ist nichts zum "schnell reinziehen", kein Schokoriegel, der sofort ins Blut geht. Es ist eher ein Stück edle, handgeschöpfte schweizer Schokolade, die langsam auf der Zunge geht und langsam, Stück für Stück sein Aroma entfaltet.

Man muss sich auf die Geschichte einlassen, denn wer von einer Geschichte im Syrienkrieg viel Action erwartet, wird vielleicht enttäuscht sein. Vieles ist rückblickend erzählt, die Charaktere haben Abstand zu dem, was passiert ist und was sie selber getan haben.

Es sind die Alten, die erzählen - und im Hintergrund die Strippen ziehen. Und es sind die Jungen, die versuchen, mit den neuen, technischen Möglichkeiten ihre eigenen Spielregeln durchzusetzen. So ist es am Ende auch eine Geschichte über Generationen, die aufeinander treffen. Und über große und kleine Geheimnisse, die zwischen den Figuren stehen.

Es ist ein angenehm ruhiges Buch, zum Lesen auf dem Sofa, nachdem man den hektischen Tagesalltag hinter sich gelassen hat.