Spannender Politthriller zwischen Syrienkrieg und Zürich

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evaczyk Avatar

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Kriegstreiber und Terrorjäger, geniale Wissenschaftler und eigenbrötlerische Beamte – mit Kommissar Eschenbach und dem pensionierten Archivar Lenz, der über ein photographisches Gedächtnis verfügt, hat Michael Theurillat zwei eidgenössische Geistesverwandte von John le Carrés George Smiley geschaffen. Und wie dieser zeigt er sich als Meister intelligenter Spannung, mit Protagonisten, die im System der Bürokratie und des Behördenapparates eigene Wege gehen, anecken und Machenschaften auf die Spur kommen, die um jeden Preis vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollen.

Doch an die Stelle des Kalten Krieges ist eine Welt von Fehlinformationen, Manipulationen und Fake News getreten. Wer profitiert vom Krieg in Syrien, wer ist mit welchen Interessen im Einsatz?

Ein Todesfall, der auf den ersten Blick unverdächtig erscheint, lässt den gerade aus einem längeren USA-Aufenthalt zurückgekehrten Eschenbach aufhorchen. Ein alter Mann ist tot in seiner Wohnung gefunden worden, nichts deutet auch Fremdverschulden hin.. Doch warum ist es dort so leer, geradezu
anonym? Warum hat ein alter und kranker Mann offenbar erst kürzlich einen neuen Bodenbelag anfertigen lassen? Warum wird seine akademische Vergangenheit geleugnet? Dann brennt die Wohnung aus, gerade bevor die Spurensicherung das Objekt noch einmal untersuchen soll und es stellt sich heraus - Lenz war der Eigentümer des Hauses.

Je mehr Eschenbach nachforscht, desto seltsamer erscheinen die Zustände im Polizeipräsidiumm, allen voran die Stellvertreterin, die ihm kurzerhand zugeordnet wurde. Doch der Kommissar will den Fragen auf den Grund gehen. Ist sein Freund Lenz der intelligente Einzelgänger, für den er ihn immer gehalten hat, oder ist er womöglich in internationalen Terorrismus verwickelt? Wie die Häutung einer Zwiebel scheint es bei jedem der Protagonisten neue Schichten der Persönlichkeit zu geben. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen.

Einzelheiten sollen hier nicht verraten werden, doch "Lenz" ist ein Kriminalthriller mit aktuellen Bezügen, der Fragen aufwirft nach der Moral von Staaten, nach Machtinteressen und Manipulation und Einflussnahme
über die Landesgrenzen hinaus. Spannende Unterhaltung, die auch zum Nachdenken anregt.