Stilvoll und ungewöhnlich

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
lunamonique Avatar

Von

„Lenz“ ist Band 6 der Kommissar Eschenbach-Krimireihe von Michael Theurillat. Der Tod eines älteren Herrn lässt Fragen aufkommen. Steckt mehr dahinter?

Nach einer dreimonatigen Auszeit kehrt Eschenbach zurück an seinen Posten als Leiter der Züricher Kriminalpolizei. Stellvertreterin Ivy Köhler bleibt entgegen aller Erwartungen vor Ort. Zu schnell soll ein Todesfall zu den Akten gelegt werden. Auseinandersetzungen sind vorprogrammiert.

„Das Andersartige bleibt fremd – und es wird zunehmend fremder. Und wenn es stört, versucht man es leise loszuwerden. Die heutige Gesellschaft ist dazu übergegangen, anders Denkende auszuschließen. Der Mainstream setzt sich durch, und das hat verheerende Folgen. Der Prolog hält den Menschen den Spiegel vor. Sind wir zu denkfaulen Egoisten geworden, die sich problemlos manipulieren lassen? Der Krimi befasst sich mit aktuellen Themen, besorgniserregenden Veränderungen in unserer Gesellschaft. Eine Leiche liegt tagelang unentdeckt in einer Wohnung. Niemand scheint den Mann gekannt zu haben. Erst Kommissar Eschenbach fallen Ungereimtheiten auf. Hinter dem Fall steckt mehr als auf den ersten Blick scheint. Handlungswechsel, ein Freund bittet Ewald Lenz um einen Gefallen. Zwar klingen die Instruktionen seltsam, aber Lenz lässt sich darauf ein. Zeitsprünge, Rückblenden und überraschende Einschübe machen es zeitweise schwer, der Handlung zu folgen. Das Aha-Erlebnis kommt meistens schnell und gibt Klarheit. Alles dreht sich um drei Hauptfiguren, Kommissar Eschenbach, Ewald Lenz und seinen Freund. Nur langsam fügen sich die Fäden zusammen. Überzeugend ist der Erzählstil. Es entsteht die Versuchung, den Krimi in einem Rutsch durchzulesen. Manche Passagen bringen Aktuelles so gut auf den Punkt, dass es lohnt sich Zeit zu lassen. Ein Krimi, der zum Nachdenken anregt. Ein scheinbar abweichendes Thema, der Syrien-Krieg, spielt keine unwichtige Rolle. Lenz und Eschenbach sind interessante Persönlichkeiten. Eschenbach hat ein besonderes Gespür und einen untrüglichen Sinn für Details. Sein Vorgänger bei der Kriminalpolizei Toni Stalder beschreibt Ewald Lenz sehr treffend: „Halt ein Auge auf den Lenz im Archiv. Auch wenn der nicht so aussieht, aber das ist ein Ferrari.“ Der Vergleich mit der Luxuskarosse wird noch nähert erläutert und bringt zum Schmunzeln. Im letzten Buchdrittel werden Geheimnisse offenbart. Keine rasante Action, dafür ein Krimi mit Stil und realistisch wirkenden Szenen. In „Anmerkungen des Autors“ erfährt der Leser mehr darüber was erfunden und tatsächlich passiert ist. „Manchmal ist die Realität noch verrückter als meine Fantasie.“

Das Cover hinterlässt mit Farben und Gestaltung Eindruck. In „Lenz“ dreht sich alles um das Thema „Freundschaft“. Wer sich Spannung, Tempo und packende Szenen wünscht, sollte zu einem anderen Kriminalroman greifen. Autor Michael Theurallit erzählt seine Geschichten in einem ganz eigenen Stil und bringt Dinge damit auf den Punkt. Fantasie und Realität vermischen sich zu einem unterhaltsamen Werk.