Unterhaltsamer, tiefgründiger Krimi

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INHALT
Als Kommissar Eschenbach von seiner Auszeit zurückkehrt, ist die Welt eine andere. Nach drei Monaten in cden USA ist er nicht mehr derselbe. Oder doch? Auch in Zürich ist vieles anders: Tochter Kathrin ist aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen und seine Stellvertreterin - die kühle, distanzierte Ivy Köhler – spielt nicht mit offenen Karten. Eschenbach nimmt die Herausforderung in aller Gelassenheit an. Er rollt einen Fall neu auf, der kurz vor dem Abschluss steht. Bald schon merkt er, dass er im Dezernat geschnitten wird, weil sein alter Freund und Kollege Ewald Lenz zu den Verdächtigen gehört. Eschenbach muss sich entscheiden – und ermittelt gegen alle Widerstände. Er ahnt nicht, dass dieser Fall weit über die Grenzen der Schweiz hinausreicht.
(Quelle: Klappentext Ullstein Verlag)
MEINE MEINUNG
„Lenz“ von dem Schweizer Michael Theurillat ist bereits der sechste Band der nicht nur in der Schweiz bekannten Krimireihe um den eigenwilligen Züricher Kommissar Eschenbach. Dieser Krimi lässt sich aber auch ohne die Vorgängerbände zu kennen problemlos lesen.
Theurillat hat hier einen eher ruhigen, geschickt konstruierten Kriminalroman verfasst, der sich durch seine atmosphärische Dichte auszeichnet und mit der allmählichen Aufdeckung der brisanten Zusammenhänge immer mehr an Tiefgang und Spannung gewinnt. So dauert es trotz der recht überschaubaren Zahl an Figuren anfangs eine geraume Zeit bis man in die verschiedenen Handlungsstränge hineinfindet und den roten Faden zum Mitspekulieren erkennt. Faszinierend ist es mitzuverfolgen, wie der Kommissar seine Ermittlungen in dem beinahe schon abgeschlossenen Fall hartnäckig vorantreibt, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, und dennoch auf der Stelle zu treten scheint. Warum wird der nach mehrmonatiger Auszeit zurückgekehrte Eschenbach an seiner Dienststelle immer mehr abgekanzelt? Welche Rolle spielt seine distanziert wirkende Stellvertreterin Ivy Köhler, die ihm wichtige Informationen zum Fall vorenthält? Welcher Zusammenhang besteht zwischen dem in seiner unpersönlich wirkenden Wohnung aufgefundenen Toten, über dessen persönliche Hintergründe niemand etwas wissen will, und Eschenbachs alten Freund Ewald Lenz, der spurlos verschwunden zu sein scheint? Fragen über Fragen …
Die auf verschiedenen Handlungs- und Zeitebenen angelegte, komplexe Geschichte entwickelt sich immer fesselnder und mysteriöser. Kommissar Eschenbach gerät bei dem undurchsichtigen Fall unvermittelt zwischen die Fronten verschiedenster Machtinteressen und wird schließlich mit einem ungeheuerlichen Verdacht konfrontiert. Der Autor hat mit „Lenz“ einen hochinteressanten und erstaunlich gesellschaftskritischen Kriminalroman verfasst, in dem er sehr kenntnisreich interessante politische Hintergründe zum internationalen Terrorismus, dem Syrienkonflikt, ominöse Geheimdienstaktionen und die manipulative Macht der Medien thematisiert, und zum Nachdenken anregt.
Sehr differenziert und glaubwürdig sind auch die Charaktere und ihre Bewegründe ausgearbeitet. Insbesondere Eschenbach und sein langjähriger Freund und Kollege Ewald Lenz haben mich mit ihren Prinzipien und ihrer Lebensphilosophie sehr fasziniert.
FAZIT
Ein eher ruhiger, tiefgründiger Kriminalroman mit einer brisanten, nachdenklich stimmenden Thematik. Lesenswert!