Ein Sommer in Amerika

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biancaneve_66 Avatar

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Der einst berühmte Schriftsteller in Wien, Leopold Perlstein, fühlt sich auch nach zehn Jahren als Exilant in Palästina noch nicht zu Hause. Er lebt von seinem Gehalt als Versicherungsangestellter, denn seine literarische Arbeit fällt einer Schreibhemmung zum Opfer. Seine Agentin und Freundin Alma lädt ihn daher für den Sommer nach Sharon, Connecticut in ihr Landhaus ein. Dort angekommen, muss er aber erfahren, dass das Haus in der vergangenen Nacht abgebrannt ist. So kommt Perlstein vorläufig im Gästehaus Roxy unter. Ein Gästehaus, in dem sich der Schriftsteller gar nicht so sehr als Gast fühlt, denn er kann sich weder mit dem Haus noch mit deren Wirtin Dora anfreunden.
Das Cover zeigt sehr harmonisch die Zeichnung zweier Vögel beim Schnäbeln. Das Buch ist in übersichtliche Kapitel eingeteilt, die dem Leser die Handlung des Sommers 1948 wiedergeben. Der Schreibstil ist sehr bildhaft und angenehm, die Dialoge sind lebhaft und glaubwürdig.
Der Autorin ist mit dieser Geschichte ein leises Buch gelungen, das es dennoch in sich hat. Es sind die kleinen Begebenheiten, die die Geschichte vorantreiben. Die verschiedenen Charaktere, die in Sharon aufeinandertreffen, haben alle die beste Zeit ihres Lebens schon hinter sich, wie es scheint. Jeder hat seine Erlebnisse gemacht, so mancher hadert noch mit seiner Vergangenheit, aber alle sind auf ihre Art recht sympathisch und lebensnah gezeichnet. Leo scheint erst auf den zweiten Blick sympathisch; unzufrieden mit seinem Leben, landet er in einem Gästehaus, in welchem er nicht einmal seine Zimmertür abschließen kann. Nach und nach lernt man ihn besser kennen; wenn er vom Salzkammergut träumt, oder von seinen Schachpartien mit Großmeistern in Wien. Diese Rückblicke erfolgen immer mit einem Augenzwinkern, und auch ernste Situationen werden durch Leos trockenen Humor aufgelockert. Hervorzuheben ist natürlich die Figur der Dora, der eigenwilligen Wirtin des Gästehauses. Sie führt das Haus nach ihrem eigenen Kopf, genau wie sie die Tarock-Regeln nach ihren eigenen Gedanken auslegt. Und nicht zu vergessen die Köchin des Hauses, der Kochkünste nicht die besten sein mögen, ihr schwäbischer Dialekt der Geschichte allerdings noch eine schöne Note gibt.
Ein Buch, das den Leser fesselt - und das trotz des recht ruhigen Inhalts, aber dafür mit sehr viel Gefühl.