Gespenst in Kittelschürze

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Leo ist Schriftsteller mit einer nicht enden wollenden Schreibblockade. Die Kriegserlebnisse, seine brennenden Bücher, die Emigration nach Palästina und das Zerbrechen seiner Ehe haben aus ihm einen unausstehlichen Miesepeter gemacht. Seine Agentin und Freundin Alma erhofft sich ein literarisches Revival Leos indem sie ihn in ihr Ferienhaus in einem kleinen Ort in Connecticut schickt. So weit so gut. Doch es ist schon mieses Karma, wenn man endlich mal neue Energie schöpfen möchte, Erholung erhofft und dann bei der Ankunft erfährt, dass die Unterkunft abgebrannt ist. Und damit nicht genug folgt nun auch noch ein Zwangsaufenthalt in dem einzigen, leider völlig maroden Gästehaus am Ort mit der scheinbar unmöglichen Wirtin Dora. Langsam und mit leisen Tönen entspinnt sich daraus eine besondere Geschichte mit vielen besonderen Menschen, insbesondere Dora und Anton, einer dörflichen Gemeinschaft und unerwarteter Nähe.

Die Geschichte zeichnet sich aus durch besondere teils skurrile Dialoge, durch die speziellen Charaktere, die so verschieden sind und die doch gemeinsame Schicksale teilen und durch ein Hausgespenst. Eigentlich hatte ich mir anhand der Leseprobe ein unterhaltsames Leseerlebnis versprochen und letztendlich war es das auch, jedoch anders als erwartet. Ich wurde, als Leserin, in das Entstehen bzw. auch Wiederfinden der zarten Beziehungsfäden zwischen Menschen eingebunden. Am besten gefallen haben mir die einfühlsam geschilderten Stimmungen an den verschiedenen Orten: im Gästehaus, am See, im Laster, im Boot, bei Freunden und besonders auch beim Telefonieren.

'Leo und Dora' ist ein leises, wunderbar geschriebenes Buch, das ohne spektakuläre Effekte auskommt und sich vieles 'zwischen den Zeilen' entwickelt. Allein dadurch ist es lesenswert und empfehlenswert.