Lebensverändernder Sommer

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
missgowest Avatar

Von

Der Wiener Schriftsteller Leopold Perlstein reist von seinem Exil in Tel Aviv auf Einladung seiner Agentin Alma in den Osten der USA, wo er seine Schreibblockade überwinden soll. Durch einen Unglücksfall landet er im Roxy, einem Gästehaus, das von der resoluten Wirtin Dora geführt wird. Leo fällt es zunächst schwer, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen, doch je mehr Zeit in diesem heißen Sommer verstreicht, desto offener wird Leo. Dabei helfen ihm Anton, ein Junge, der ihm Autofahren im Gegenzug für Schachstunden beibringt, ebenso wie das Ehepaar Geringer, mit denen er am Badesee der Hitze trotzt. Allen voran ist es aber Dora, mit der anfangs über das gemeinsame Strohmandeln, ein Kartenspiel, eine Vertrautheit aufbaut, die sein Leben verändern soll.

Ich liebte es, gemeinsam mit Leo in diesen heißen New Yorker Sommer 1948 an der Grenze zu Connecticut einzutauchen. Die neue Umgebung aus seiner Perspektive zu erleben und seinen Frust über die Situation regelrecht selbst zu spüren, machte den Roman so lebensnah. Alles ist unaufgeregt, aber echt und entfaltet einen einzigartigen Zauber. Sowohl Leo als auch Dora haben eine bewegte Vergangenheit, deren Geister sie auf die eine oder andere Art heimsuchen. Beide spüren, dass es mehr für sie geben kann jenseits ihrer früheren Familie und verlorenen Lieben. Die langsame Annährung über das Tarock-Kartenspiel ebnet den Weg für eine zarte Liebesgeschichte ohne jeden Kitsch.

So bleibt ein Wohlfühlbuch trotz schwerer Themen, das zum Nachdenken anregt und zum Leben einlädt. Der feine Humor hält sich die Waage mit der Schwermütigkeit der Nachkriegszeit. Für mich ist „Leo und Dora“ ein wunderbares Sommerbuch sowie ein Liebesroman, bei dem viel zwischen den Zeilen zu entdecken ist. Gerne hätte ich diesen Sommer auch im Roxy verbracht – von mir gibt es verdiente 5 von 5 Sternen.