Unter der Treppe spukt's

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owenmeany Avatar

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Die ersten 100 Seiten passiert in der erzählten Gegenwart gar nicht viel. Der Hund liegt begraben in all den Geheimnissen der handelnden Personen, angefangen bei Leopold Perlstein, dem Schriftsteller in der Schaffenskrise, der zweimal verwitweten Miss Dora, die eine Pension betreibt, dem Jungen Anton bis hin zum Ehepaar Geringer. Peu à peu werden diese Rätsel gesprächsweise enthüllt, wodurch die anfänglich bestehenden gegenseitigen Ressentiments dahinschmelzen. Dem Protagonist Leo wurde als Jude im Nationalsozialismus die Heimat Wien genommen, seine Ehe zerbrach und er verlor die Tochter, eine wirklich vertraute Bleibe fand er seitdem nicht mehr. Eine metaphysische Dimension bringt das Gespenst der verstorbenen Minna ins Spiel.

Es erweist sich, dass alle Personen des Romans im Lauf ihres Lebens massive Verletzungen erfuhren. Die Wunden treten gelegentlich schmerzhaft zutage und verursachen ganz individuelle Empfindlichkeiten. Es geht immer wieder um familiäre Brüche - der Verlust von Kindern zieht sich als Leitmotiv durch das ganze Buch.

Wie die Charaktere einander beistehen, Trost spenden und in eine heilsame Richtung lenken, stellt Agnes Krup voller Sympathie und psychologisch stimmig dar.