Liebenswürdige stille Wasser mit dem gewissen Blubb

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ronjana Avatar

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Das schlichte Buchcover mit dem blubbernden Fisch ist der erste Blickfang, an dem ich hängen geblieben bin. Was sehe ich tatsächlich? Welchen Rahmen hat der Autor dafür gewählt? Gerade das offensichtlich Nichtvorhandene hat mich fasziniert.
In der Vergangenheitsform wird schlicht und scheinbar banal von Leonard und Paul berichtet. In den aneinandergereihten Nichtigkeiten stecken allerdings zahlreiche Informationen, die wie ein Hintergrundgeräusch ablaufen. Ich musste schmunzeln über die kleinen alltäglichen Missgeschicke und Fehlverhalten, die niemand öffentlich machen würde und bei denen auch niemand beobachtet werden will. Ich finde diesen Kniff besonders charmant, weil sie so menschlich sind. Ronan Hession nutzt hier einen feinfühligen Humor, der beiden Hauptakteuren ihre Würde lässt, ohne ihre Eigenheiten allzu ernst zu nehmen. Leonard und Paul treten als leicht verquere Menschen auf, die offensichtlich anders sind als der Durchschnittsmensch von sich selbst zu glauben denkt. Sie sind sich der Wirkung auf die Gesellschaft bewusst, die gerne vorverurteilt. Dabei fällt die Genialität der beiden Freunde aus dem sichtbaren Rahmen. Gerade diesen erhobenen Finger empfinde ich als beschämend. Aber handelt es sich nicht um unser eigenes alltägliches Spiegelbild!? Ist nicht jeder von uns so einsam, auch wenn sich scheinbar zahlreiche Freunde auf unseren Social-Media-Seiten tummeln?
Ich würde das Buch gerne vollständig lesen, weil es merkwürdig ist. Gerade das Gespräch am Ende deutet eine Veränderung an. In welchen Nuancen wird Ronan Hession den weiteren Lebensweg der beiden Freunde skizzieren? Welchen Spiegel hält er uns vor? Welche Besonderheiten zeichnet Paul und Leonard noch aus? Ich bin gespannt.