Bezaubernde Wahrheiten über Beziehungen

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aischa Avatar

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Der Stil des Iren Rónán Hession ist bescheiden und leise, sein Debütroman mutet zunächst ebenso ruhig - um nicht zu sagen: langweilig - an, wie das Leben seiner beiden Protagonisten. Leonard, Ghostwriter für Kinderenzyklopädien, lebt nach dem Tod seiner Mutter erstmals alleine. Und auch sein Freund Paul, seines Zeichens Aushilfspostbote, hat mit über 30 Jahren den Auszug aus seinem Elternhaus noch nicht geschafft.

Ich gebe zu, dass ich anfangs etwas mit dem Roman gehadert habe. Irgendwie wollte er so gar nicht in unsere (meine?) laute, hektische und schnelllebige Zeit passen. Aber nachdem ich mich dem Tempo der Geschichte angepasst und innerlich ein paar Gänge zurück geschaltet hatte, entdeckte ich eine zarte, intensive Erzählung voller Wahrheiten über zwischenmenschliche Beziehungen.

Hession seziert die komplexen Strukturen innerhalb einer Familie, bis klar zutage tritt, was deren Mitglieder zusammen hält. Er ist ein begnadeter Beobachter und er weiß schlau zu interpretieren. Und nicht zuletzt blitzt inmitten seiner Betrachtungen immer wieder feiner Humor auf.

Ich habe meine Vorurteile über Junggesellen, die noch bei den Eltern wohnen, revidiert und freue mich auf weitere Werke dieses vielversprechenden Autors.