Aufwühlender Roman

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MEINE MEINUNG
Mit seinem neuen Werk „Letzte Ehre “ legt der deutsche Erfolgsautor Friedrich Ani einen fesselnden und äußerst tiefgründigen Roman vor, der mich mit den angeschnittenen Themen und intensiven Einblicken in die Abgründe der menschlichen Seele sehr bestürzt, aufgewühlt und nachdenklich zurückgelassen hat. Die sehr subtil angeschnittenen Themen wie Gewalt, männliche Machtfantasien, Kindesmissbrauch und Vergewaltigung gehen sehr unter die Haut.
Anis anspruchsvolle und genial verschachtelte Erzählweise fordert dem Leser zwar einiges an Aufmerksamkeit und Mitdenken ab, doch ist es sehr spannend mitzuerleben, wie die Hintergründe und Verbindungen allmählich immer deutlicher zu Tage treten und sich schließlich zu einem erschütternden Gesamtbild zusammenfügen. Dem versierten Autor ist es in seinem in drei Teile untergliederten Roman sehr überzeugend gelungen, verschiedene, zunächst vermeintlich nicht zusammenhängende Kriminalfälle ineinander fließen zu lassen und genial miteinander zu verknüpfen.
Im Mittelpunkt des Krimis steht die faszinierende Protagonistin Oberkommissarin Fariza Nasri, die im Münchner Referat 101 für Tötungsdelikte arbeitet und anfangs mit Ermittlungen zu einer verschwundenen Schülerin befasst ist. Nach und nach wird klar, dass ihr aktueller Fall mit einem alten, noch nicht aufgeklärten Fall verknüpft ist. Sehr fesselnd ist es mit zu verfolgen, wie geschickt die 58-jährige Verhörspezialistin Fariza Nasri ihre Vernehmungen führt, beharrlich ihre Nachforschungen trotz vieler Widerstände vorantreibt und allmählich ungeahnte Verbindungen und Abgründe aufdeckt.
Sehr vielschichtig und beeindruckend zeichnet Ani seine verschiedenen Charaktere. In den mit verschiedenen Zeugen, Opfern und Tätern geführten Gesprächen beleuchtet Ani geschickt die interessanten und äußerst nachdenklich stimmenden Hintergrundgeschichten der verschiedenen Frauenfiguren und gewährt uns eindringliche und mitunter verstörende Einblicke in die persönlichen Schicksale der Opfer. Schrittweise führt er uns zugleich beklemmende, düstere Abgründe der menschlichen Psyche der Täter vor Augen. Sehr faszinierend hat Ani auch seine bemerkenswerte Protagonistin Fariza Nasri angelegt, die wir bereits in seinem Roman „All die unbewohnten Zimmer“ kennengelernt haben. Nach und nach wird deutlich, dass auch die Ermittlerin mit ihrer belastenden Vergangenheit zu kämpfen hat und bisweilen von ihren traumatischen Erinnerungen eingeholt wird. Die schrittweise Beleuchtung ihres facettenreichen, sehr empathischen sowie unerschrockenen Charakters, der dennoch eine höchst beschädigte Persönlichkeit erkennen lässt, hat einen sehr nachhaltigen Eindruck auf mich hinterlassen, so dass ich einer Fortsetzung mit dieser interessanten Hauptfigur mit enormem Potential sehr gespannt entgegensehe.
Ani ist wieder ein faszinierendes, glaubhaft ausgearbeitetes Kaleidoskop aus verschrobenen Einzelgängern, Extremisten, Gescheiterten, (Über-)Lebenskünstlern und den vielen traurigen Verlierern in dieser Gesellschaft gelungen. Er versteht es hervorragend, Stimmungen und Bilder mit viel Feingefühl und Eindringlichkeit einzufangen und anschaulich zu beschreiben.
FAZIT
Ein fesselnder, sehr tiefgründiger und aufwühlender Roman mit einer sehr faszinierenden Ermittlerin!