Ergreifender, herausfordernder Roman

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baby17 Avatar

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In dem Roman „Letzte Ehre“ von Friedrich Ani steht Oberkommissarin Fariza Nasri im Mittelpunkt des Geschehens. Sie besitzt die Fähigkeit, andere Menschen zum Sprechen zu bringen. Dies beweist sie in allen drei Teilen des Buches durch außergewöhnliche Verhöre. Im ersten Teil geht es um eine Schülerin, die nach einer Party verschwindet. Es gibt keine Zeugen, keine Spuren. In langen Vernehmungen macht sich Fariza Nasri daran, der Wahrheit näher zu kommen. Im zweiten Teil geht es um eine Zeugin, die in einem alten nicht aufgeklärten Fall eine große Rolle spielt. Im dritten Teil wird Fariza Nasri mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Nebenbei erlebt sie auch private Niederschläge. Alle Teile passen zusammen. Es gibt keinen harten Bruch.
Der Roman ist aus der Sicht von Fariza Nasri geschrieben worden und so erfährt der Leser einiges über ihre persönliche Gefühlswelt. Die Fälle werden schnell gelöst, ziehen aber wieder neue Ermittlungen nach sich.
Der Autor ist ein Meister der Erzählkunst und der Roman ist aus dieser Sicht etwas sehr Besonderes. Ein etwas anderer Krimi, den ich beim Lesen auch gar nicht als einen solchen wahrgenommen habe.
Die Themen, die hier behandelt werden und auch die Art, wie diese in dieses Buch eingebunden sind, lassen mich sprachlos zurück. Wie können Menschen so grausam sein?
Es ist ein dunkler, berührender Roman, der einen nicht mehr loslässt und den man nicht einfach so nebenbei liest. Atmosphärisch habe ich den Erzählstil als langsam ohne viel Aufregung empfunden, obwohl eigentlich immer wieder viel passiert. Das ist überzeugend. Trotzdem wird den Lesern viel abverlangt, weil man sehr aufmerksam sein muss und nicht nachlassen darf. Jede Unterbrechung hat mich etwas rausgebracht. Auch die Charaktere sind schwer greifbar, was jedoch zu diesem Roman passt und nicht als Kritik aufgefasst werden soll. Der Autor nimmt den Leser mit auf eine außergewöhnliche Reise, die so oder so in Erinnerung bleibt. Lesenswert.