Menschliche Abgründe

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romy_abroad Avatar

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Oberkommissarin Fariza Nasri muss sich in "Letzte Ehre" nicht nur einem brutalen Mordfall, sondern auch ihren eigenen Dämonen stellen. In erster Linie ist sie mit dem Verschwinden von Finja Madsen, einer 17-jährigen Schülerin betraut. Schon bald wird klar, dass Finja nicht mehr am Leben ist, doch Fariza beschäftigt sich bereits mit dem nächsten Fall, der persönlicher ist, als sie je vermutet hätte: Ihre beste Freundin wird in ihrer eigenen Wohnung überfallen, geschlagen, missbraucht. Als Täter kommt nur jemand aus ihrem persönlichen Umfeld in Frage - doch warum hat sie nie von ihrer geheimen Liebschaft erzählt? Fariza zweifelt nicht nur an ihren eigenen Fähigkeiten, sondern auch an dem Vertrauensverhältnis zu ihrer Freundin. Wie konnte sie ihr so etwas verschweigen? Zu allem Überfluss muss sie sich auch noch mit einer Zeugin aus einem anderen Fall auseinander setzen, die ihre traumatische Vergangenheit niemand anderem als Fariza anvertrauen will - als hätte sie nicht schon genug zu bewältigen.
"Letzte Ehre" ist ein eher untypischer Kriminalroman, der nicht dem klassischen Spannungsbogen folgt. Stattdessen ist das Buch in verschiedene Abschnitte unterteilt, die beinahe in sich abgeschlossen wirken. Entsprechend entsteht beim Lesen keine wirkliche Sogwirkung, stattdessen wirkt die Erzählung fragmentiert, nur lose zusammenhängend. Sicher trägt auch der Schreibstil des Autors dazu bei, der wenig fließend, sondern wie durch ein Brennglas erzählt. Für Kenner von Ani Friedrich ist dieser Roman sicher eine willkommene Fortsetzung der Geschichte um Fariza Nasri, wer sie bisher noch nicht kennt, der wird sich mit dem Roman vielleicht etwas schwer tun. Auch die Schilderungen schwersten sexuellen Missbrauchs sind sicher nicht für jedes Publikum geeignet. Insgesamt ein eher düsterer Roman, den ich nicht uneingeschränkt weiter empfehlen kann.