Fast 1000 Meter unter den Meeren

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ismaela Avatar

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Ein sehr unterhaltsames Buch über die erste Tiefsee-Expedition, bei der eine Stahlkugel an einem Seil in den Tiefen der Meere die Möglichkeit bot, die dortigen Lebewesen zu beobachten.

Um den Drücken, die in großer Wassertiefe herrschen, standzuhalten, entwickelten Charles William Beebe und Otis Barton die Bathysphäre, in der sie - sehr beengt - in die Tiefe tauchen und mittels starker Scheinwerfer ihre dortige Umgebung beobachten konnten. Mit der Oberfläche standen sie über ein Telefonkabel in Verbindung, das Gloria Hollister an Bord eines Schiffes, an dem die Bathysphäre hing, dazu nutzte, die geschilderten Beobachtungen, die nach oben durchgegeben wurden, in ein Notizbuch zu schreiben. Verschiedene Zeichner:innen fertigten zudem im Nachhinein Abbildungen der gesehenen Fische, Quallen, Oktopoden und anderer Lebewesen an, die ihnen Beebe so gut er konnte beschrieb.

Brad Fox hat sich für dieses Buch eine Menge Recherchearbeit gemacht; aus unzähligen Fakten, Anekdoten, Hintergründen, wissenschaftlichen Abhandlungen, Biografien etc. hat er einen Abriss der ersten Tiefsee-Expedition gestrickt und dabei die beteiligten Personen und ihre Hintergründe mit eingewebt. In kurzen Kapiteln erfährt die Leserin nicht nur vom Werdegang der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern bekommt auch Querverweise zu anderen Personen oder Ereignissen, die in irgendeinem Zusammenhang zu Beebe oder Barton oder Hollister standen. Sei es durch ein gelesenes Buch, ein gemeinsamer Bekannter oder eine direkte Kontaktaufnahme. Diese einzelnen Schnippsel sind Anfangs etwas verwirrend - was hat eine Filmdiva mit dem Meeresgrund zu tun? - aber dem Autor gelingt es sehr gut, die einzelnen Fäden miteinander zu verknüpfen.

Zwei Dinge haben mich an diesem Buch etwas gestört: das Leben und Wirken wird vor allem bei Beebe sehr ausführlich behandelt; die Anfänge mit seiner Fasanenjagd, seine Ehegeschichten und seine Forschungsreisen, während Barton eher weniger Aufmerksamkeit bekommt und Gloria Hollister fast gar keine. Vor allem bei ihr fand ich es sehr schade, dass sie kurz nach den ersten Tauchgängen mehr oder weniger komplett verschwindet - nur einmal wird kurz erwähnt, dass sie wohl verheiratet ist... Da hätte ich mir ein bisschen mehr Stringenz gewünscht, also entweder alle Hauptpersonen gleichgewichtig darstellen, oder sich eher auf die Meereswelt konzentrieren. Zum Anderen gibt es am Ende des Buches einen recht umfangreichen Anhang, auch zu einzelnen Sätzen oder Worten in den einzelnen Kapiteln. Nur leider ist die Zuordnung etwas mühsam, weil man ständig blättern müsste, um zu kontrollieren, ob nun dieser Satz oder dieser Ausdruck im Anhang vorkommt. Da hätte man eher mit Fußnoten arbeiten müssen, meine ich.

Aber alles in allem ein sehr interessantes Buch, bei dem Wissenschaft und Erzählkunst mal wirklich gut miteinander verwoben worden ist.