Bewegender Roman, der zum Nachdenken einlädt

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
naydee Avatar

Von

Der Roman "Leuchtfeuer" von Dani Shapiro ist eine bewegende und tiefgründige Auseinandersetzung mit Entscheidungen und Abzweigungen im Leben. Es zeigt auf eine einfühlsame und ruhige Weise, wie sich die Schicksale vieler Menschen durch ihre Entscheidungen zusammenfügen, dann wieder auseinandergehen, um dann wiederum, zu einem späteren Zeitpunkt, wieder zueinander zu finden.
Das Buch ist unterteilt in mehrere zeitliche Sequenzen, angefangen mit einem Sommerabend in 1985. Drei Teenager steigen in ein Auto, unbeschwert und leichtsinnig. Nach der kurzen Spritztour gibt es einen heftigen Unfall und eines der drei Teenager verunglückt. Ab hier nimmt das Leben der zwei verbliebenen Teenager und ihrer Familie eine andere, vorher ungeahnte, Richtung. Ihr Vater, ein angesehener Arzt, hadert mit sich selbst und seinen Entscheidungen. Ihre Mutter hüllt sich in Schweigen und möchte am liebsten alles vergessen. Und der Junge und das Mädchen? Tja, sie werden erwachsen, gehen aber verschiedene Wege und haben auch jeweils ihr Päckchen zu tragen, in dem Versuch, den schrecklichen Abend vom Sommer 1985 zu vergessen.
Die nächsten Zeitsprünge erfolgen in die Silvesternacht auf dem Übergang ins neue Jahrtausend und dann in den Winter 2010. Viel sei an dieser Stelle nicht verraten, aber eine entscheidende Rolle spielt ein neuer Nachbarsjunge Waldo, 10 Jahre alt, der ein ungewöhnliches Hobby hat und von seinen Eltern nicht verstanden wird.
Dani Shapiro erzählt in einer ruhigen Weise und widmet sich sehr den Gedankengängen der einzelnen Protagonisten. Hin und wieder führt die Auseinandersetzung mit der inneren Zerrissenheit der Akteure auch zu Längen, die einen als Leser durchaus ermüden können. Wenn man dies aushält, hat man aber einen wunderschönen Blick in die Gefühlswelt und das mit sich Kämpfen der einzelnen Menschen, deren Lebenswege sich durch Wohnortentscheidungen auf wundersame Weise verbinden. Als Leser fragt man sich selbst, wie uns unsere Entscheidungen und die Entscheidungen unserer Eltern beeinflusst haben und stellt fest, dass das Leben auch ganz anders hätte verlaufen können, wenn der Umzug hierhin oder dorthin nicht erfolgt wäre.
Mein Fazit: ein schöner, ruhiger, tiefgründiger und zum Teil philosophischer Roman, der hier und da einige Längen hat, die aber ihre Berechtigung haben.