Emotionale Familiengeschichten im american style

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Das blumige Cover verrät bereits einiges über die Tonlage des Romans: wunderschön, dramatisch und mit einem Hauch von Kitsch.

Das ist nicht zwangsläufig der Geschmack von allen Leser*innen, mir selbst hat der Roman allerdings sehr gut gefallen.

Bereits das erste Kapitel ist fulminant dramatisch und stimmt auf den weiteren emotionalen und bittersüßen Verlauf der Geschichte ein.
Drei Jugendliche haben betrunken und selbstverschuldet einen Autounfall, bei dem eine von ihnen tödlich verletzt wird. Die beiden überlebenden Geschwister Theo und Sarah tragen schwer an dieser Schuld. Die Entscheidung, nicht über die tragische Nacht zu sprechen, wird die Verarbeitung und ihr weiteres Leben sehr beeinträchtigen.

„Auf der Tonspur des Lebens läuft der Todesschrei eines Mädchens in Dauerschleife. Man kann ihm nicht entkommen.“

Shapiro spannt den Erzählbogen sehr weit, der Roman umfasst mehrere Jahrzehnte, zwischen denen sie nicht linear wechselt und ihr Protagonist*innenpalette ist breit gefächert. Neben der Familie von Theo und Sarah, gibt es noch die Familie von Waldo, einem sensiblen Jungen, der sich mit 10 Jahren mit dem gealterten Vater der erwachsenen Geschwister Sarah und Theo anfreundet.

Für mich persönlich ist diese zarte, ungewöhnliche und lang andauernde Freundschaft zwischen Ben und Waldo das wahre Herzstück des Romans und die Kirsche auf der Torte.

Auch das Spektrum an Themen, die Shapiro auffächert, ist äußerst weitreichend. Von zerbröselnden Ehen, nicht verarbeitende Traumata, Krebs, Alzheimer und disfunktionalen Eltern-Kind Beziehungen wird alles abgedeckt.
Das ganze im einem very american Vorort Setting.
Verbrämt wird das ganze mit einer leicht esoterisch anmutenden „Alles ist verbunden“ Botschaft, die dem Roman eine gewisse Tiefe verleihen soll.

Für mich war diese Fülle an Dramatik und Bedeutungsschwere nicht überladen, sondern sehr lesenswert. Ich fand, Shapiro spielt perfekt mit der emotionalen Klaviatur und hat einen wunderschönen und unterhaltsamen Roman geschaffen, der natürlich optimal für eine Verfilmung geeignet ist. Auch die visuelle Version würde ich mir sofort mit einem großen Vorrat von Taschentüchern anschauen.

Du magst emotionale und dramatische Familiengeschichten im american style?
Dann ist „Leuchtfeuer“ eine große Empfehlung für dich!