Krise in Dauerschleife

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merkurina Avatar

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Es passiert recht häufig, dass ich mich an ein Buch gewöhnen muss. Erst wirkt es unbekannt und sperrig, dann nimmt sein Sog mich langsam mit. Und das Buch kommt mir immer näher und wird mir immer lieber.
Bei "Leuchtfeuer" war es leider umgekehrt. Die Leseprobe kam mir sehr vielversprechend vor. Der Roman selbst aber zieht sich in die Länge ohne dieser Exposition gerecht zu werden.
Wie es gerade im Trend zu liegen scheint, veteilt die Autorin die Erzählperspektive auf verschiedene Personen. Diese formale Herangehensweise ist mir in letzter Zeit häufiger untergekommen, etwa in "Die Definition von Glück" oder zuletzt in "Geordnete Verhältnisse". Während es bei diesen beiden Büchern jedoch in unterschiedlicher Weise formal durchdacht und sinnvoll scheint, hat sich mir bei Leuchtfeuer nicht so Recht erschlossen, wozu diese Aufteilungen gut sein sollen. Mir scheint, die Autorin hat sich der Heruasforderung einer auktorialen Erzälweise einfach nicht stellen wollen, vielleicht wollte sie auch den etwas dünnen Stoff interessanter machen. Dazu kommen die häufigen Zeitsprünge, durch die ich manchmal etwas den Überblick verlor.
Außer diesem Hin und Her zwischen Zeiten und Personen kommt mir dieses Buch sehr konventionell vor. Er erzählt aus der Mitte des american way of life, den beständigen Besorgnissen, Tabuisierungen und Bemühungen der weißen amerikanischen Mittelschicht - inklusive Süchten und Betäubungen, ein bisschen Ehebruch (huch) etc. Es ist ein Buch, das man sich auch in den späteren Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts vorstellen kann, man muss nur das Ipad und das eine oder andere Smartphone weglassen.
Das Cover passt nicht so recht - es ist in ziemlich kitschiger Weise hübsch oder auch in hübscher Weise eher kitschig - außer man wollte sagen, es symbolisiert, wie die Menschen im Buch sich hinter konventionellem Schein verstecken. Das scheint mir indes ein bisschen weit hergeholt...