Wie lebt es sich mit einer Schuld, über die niemand spricht?

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luisabella Avatar

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»LEUCHTFEUER« ist der Debütroman der Dozentin, PodcastHost und Autorin Dani Shapiro, aus dem US-Amerikanischen übersetzt von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Der Roman erzählt auf verschiedenen Zeitebenen auszugsweise die Leben von der jüdischen Familie Wilf: Dad Ben, Mom Mimi und den beiden Kindern Sarah & Theo — und der jüdischen Familie Shenkman: Dad Shenkmann & Mom Alice mit Sohn Waldo.

»Aber das sind nur ein paar mögliche Bahnen eines Lebens, eine Handvoll Sternschnuppen am Nachthimmel. Änderst du ein Element, ändert sich alles. Eine Erschütterung hier verursacht ein Erdbeben dort. Eine Bruchlinie vertieft sich. Ein Schalter wird umgelegt.« (S. 9)

Oder mit anderen Worten ausgedrückt: Eine falsche Entscheidung kann nicht nur das eigene Leben für immer verändern. So geschehen den bislang unzertrennlichen Geschwistern Sarah und Theo, als sie mit einer Highschoolfreundin Misty eine Spritztour unternehmen, die ein schreckliches Ende nimmt und für Misty mit einem tödlichen Unfall endet. Der Unfall ereignet sich direkt vor dem elterlichen Haus im NY Vorort Avalon und der Vater — ein erfolgreicher Arzt — stürzt aus dem Haus, um erste Hilfe zu leisten. Die Familie wird nie gemeinsam über diese erschütternde Ereignis sprechen und am Beispiel der vier Familienmitglieder wird deutlich, was Schuldgefühle und Sprachlosigkeit auslösen können. Parallel dazu wird die Geschichte von der Nachbarsfamilie Shenkman erzählt, die ihre ganz eigenen Probleme bewältigen müssen. Die Geschichte der beiden Familien ist nicht nur über die gemeinsame Nachbarschaft verwoben, wie sich im Laufe der Geschichte zeigen wird.

Ein Roman, der gleichzeitig von sehr rational denkenden & handelnden Personen (Astrophysiker, Arzt, Juristin, Produzentin, Koch, …) und der Verbundenheit zwischen allem - von Sternen und Weltall aber auch Mystik erzählen kann. Ein Roman, der zeigt, wie fragil unser aller Glück sein kann und wie sich innerhalb von Sekunden unser Leben wenden kann. Ein Roman, der die Außergewöhnlichen feiert. Etwas Tröstendes bleibt in jedem Fall: Vom Weltraum aus betrachtet, sind wir alle nur winzig klein — und unsere Probleme und Sorgen auch.

»Die Sterne schienen nicht mehr fern und unnachgiebig, sondern wirkten eher wie Leuchtfeuer in der Dunkelheit, geheimnisvolle Reisegefährten, die einen Weg erhellen. Hunderttausend Millionen funkelnde Begleiter, Welten entfernt. Sie winkten: Sieh uns. Wir sind hier. Wir waren immer hier. Wir werden immer hier sein.« S. 165