Zwischen Weltraum und Mystik

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»Die Sterne schienen nicht mehr fern und unnachgiebig, sondern wirkten eher wie Leuchtfeuer in der Dunkelheit, geheimnisvolle Reisegefährten, die einen Weg erhellen. Hunderttausend Millionen funkelnde Begleiter, Welten entfernt. Sie winkten: Sieh uns. Wir sind hier. Wir waren immer hier. Wir werden immer hier sein.«

Dani Shapiro, ihres Zeichens Dozentin und Hostin des erfolgreichen Podcasts »Family Secrets«, hat mit »Leuchtfeuer« ihr unter Fans langersehntes Debüt veröffentlicht. In den USA war der Roman ein großer Bestseller und wurde mehrfach ausgezeichnet. Dank der gelungenen Übersetzung von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann kann nun auch das deutschsprachige Publikum in den Genuss dieser besonderen Familiengeschichte kommen. Und so viel vorab: »Leuchtfeuer« wird nicht ohne Grund gerade fürs Fernsehen adaptiert!

Eine falsche Entscheidung kann nicht nur das eigene Leben für immer verändern, und Geheimnisse höhlen über Jahrzehnte noch jeden Stein – wie Familie Wilf schmerzhaft erfahren muss. Denn was mit einer Spritztour von drei betrunkenen Teenagern in einer lauen Sommernacht 1985 beginnt, endet mit dem Tod. Seither wird das Familienleben von Schuldgefühlen und Sprachlosigkeit überschattet. Die Last wiegt zu schwer, die Beteiligten zerbrechen fast an diesem Ereignis. Obgleich die Zeit vergeht, kann sie diese Wunden doch nicht heilen. Und so kämpft in der Familie auch 30 Jahre später noch jede:r mit den Folgen des eigenen Traumas. Erst die Begegnung von Vater Ben und dem zehnjährigen Nachbarsjungen Waldo setzt eine neue Kette von Ereignissen in Gang, die das Leben aller in ungeahnte Bahnen lenkt …

»Leuchtfeuer« ist eine Geschichte über Familie, Verbundenheit und Verlust, über Fehler und ihre Konsequenzen, und darüber, wie sich die Leben etwaig fremder Personen doch zufällig miteinander verbinden (können). Es sind diese Gegensätze, die das Debüt so anziehend machen: Dem Vorstadt-Idyll wohnt eine beklemmende Atmosphäre inne. Die Menschen hier scheinen nur von außen glücklich. Den Kern ihrer Tragik erfahren Lesende erst aus den sich abwechselnden Sichtweisen und Gedanken ihrer persönlichen Kapitel. Manche von ihnen teilen ein Schicksal und durchleben es doch für sich allein. Stück für Stück setzt Shapiro aus ihren Erinnungsfragmenten das Gesamtbild der Ereignisse zusammen, macht deutlich, dass jede scheinbar noch so kleine Entscheidung diese Kette stets verändert: Das Einschlagen einer Richtung bedeutet immer auch das Ausschlagen einer anderen – egal ob bewusst oder unbewusst entschieden. Erst im Rückblick wird klar: Alles ist miteinander verbunden und ständig in Bewegung!

Zwischen Weltraum und Mystik zeigt »Leuchtfeuer« herzerwärmend, wie fragil Glück sein kann und dass Sorgen vom All aus betrachtet nur winzig klein sind. Leseempfehlung!