niedlicher Frauenroman

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marionhh Avatar

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Die ehemalige Schönheitskönigin Stella Engel lebt als glückliche, etwas in die Breite gegangene Hausfrau in Hessen, als ihr kurz vor Weihnachten ihr Mann Knall auf Fall verkündet, dass er sie verlässt und sie binnen zwei Wochen das gemeinsame Haus zu verlassen hat. Hals über Kopf schnappt sich Stella das Wohnmobil, packt ihre persönlichen Sachen und macht sich auf den Weg nach Westerhever, ihrem Geburtsort, wo ihr Bruder Sam den Familienhof bewirtschaftet. Unterwegs nimmt sie spontan Anhalter Hauke mit, rettet eine Familie aus einem Unfallauto und nistet sich schließlich in ihrem alten Jugendzimmer auf dem Hof ein. Dort trifft sie ihren ehemaligen Mitschüler Michael, inzwischen Doktor der Tiermedizin, der die väterliche Praxis übernommen hat. Stella packt kräftig auf dem Hof mit an, entrümpelt einiges und entdeckt sogar ein altes Geheimnis ihrer Mutter, das sie jedoch zunächst für sich behält. Stellas Leben erfährt einige Wendungen und nimmt auch beruflich mächtig Fahrt auf. Schnell wird klar, dass nicht nur Michael sie für sich gewinnen möchte, auch Hauke macht ihr starke Avancen. Und so wird aus der behäbigen Hausfrau bald eine umschwärmte erfolgreiche Geschäftsfrau….

Netter und unterhaltsamer Roman über eine Frau, die gezwungenermaßen ihr Leben umkrempelt und unabhängig wird. Der Schreibstil ist eher simpel, liest sich aber gut und die Hauptfigur Stella ist super sympathisch. Man kommt sehr schnell in die Geschichte hinein und kann das Buch auch gut in einem Rutsch durchlesen, ich habe mit Stella mitgelebt und ihr alles Glück der Welt gewünscht. Die Story ist alles andere als komplex, auch das „Familiengeheimnis“ entpuppt sich als durchaus vorhersehbar. Vieles dreht sich um Stellas Äußeres, von dem sie nach der Trennung anscheinend ihr ganzes Glück abhängig macht. Nach und nach emanzipiert sie sich aber davon und wird durch vielfältige Aufgaben abgelenkt, so dass sie gar nicht merkt, dass sie abnimmt. Die Männer fanden sie aber anscheinend auch vorher durchaus attraktiv. Ihr Wesen verändert sich insofern, als dass sie selbstbewusster wird, sich nicht mehr abhängig machen will und ihre eigenen Entscheidungen trifft, wenn auch die erste natürlich durch die Trennung ihres Mannes ausgelöst wurde. Auch wenn sie innerlich heftig an sich zweifelt, hat sie mitunter doch einen sehr trockenen und schlagfertigen Kommentar parat, was wiederum recht lustig ist.

Die Charaktere an sich sind leider nicht sonderlich vielschichtig oder tiefgründig, jedoch ist Stella bei all ihrer Emotionalität – manches kann man sicherlich nicht recht nachvollziehen – ein sehr liebenswerter Mensch, man muss sie einfach mögen. Alle anderen erweisen sich bis auf ihr Mann als mehr oder minder sympathisch.

Was mich etwas störte war einmal, dass alle vermeintlichen Probleme doch sehr oberflächlich blieben, da hätte man mehr draus machen können. Alles was ein Konflikt hätte werden können, löst sich entweder in Wohlgefallen oder in Nichts auf, es wird sich mit vielem gar nicht auseinander gesetzt. Ihr Mann streicht den Unterhalt – wurscht. Ein Lieferant liefert verschimmelte Ware – vergeben und vergessen. Es geht einfach weiter, alle haben sich lieb und helfen sich gegenseitig.

Zum Zweiten fand ich, dass auch Stellas Seelenzustand nach der Trennung meines Erachtens zu oberflächlich beschrieben wird, die Verpuppung vom – angeblich – hässlichen Entlein zum schönen umschwärmten Schwan passiert zu schnell und wird dadurch unglaubwürdig. Vieles ist widersprüchlich: Da wird sie grade noch als den Tränen nah beschrieben, im nächsten Moment strahlt sie schon wieder jemanden an. Einmal hievt sie ihren massigen Körper vom Sitz, im nächsten Satz schwingt sie sich leichtfüßig herum. Ihre Handlungen, ausgelöst durch die Trennung, wirken mitunter überhastet und gedankenlos, sie handelt oft aus einer Laune heraus und reflektiert nicht viel oder denkt an Konsequenzen. Sie zweifelt zwar, aber nur im Hinblick auf ihre Figur, und das wird meist direkt wieder ad absurdum geführt, wenn sie gleich darauf jemand „schöne Frau“ nennt. Die Wandlung vom naivem Hausmütterchen, das nichts, was ihr Angetrauter sagte oder tat, hinterfragt, zur entscheidungswilligen und erfolgreichen Geschäftsfrau, die alle Probleme mit einem Fingerschnippen löst, vollzieht sich in nicht mal einem halben Jahr.

Fazit: Ein trotz aller Oberflächlichkeit niedlicher Roman, der dem Leser einige unterhaltsame Stunden bietet. Der lockere Schreibstil ist eingängig, die Geschichte spielt vor idyllischer Kulisse, das Cover lädt zum Träumen ein und besonders die Hauptfigur Stella ist so sympathisch, dass man am Ball bleibt. Wer nicht den Anspruch hat, komplexe Geschichten entschlüsseln oder Charaktere analysieren oder ständig Probleme wälzen zu müssen, wird hier auf seine Kosten kommen.