Ein poetischer, leiser Roman

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„Ich weiß noch, dass ich dachte, wie grausam es sei, dass unsere Pläne irgendwo da draußen immer noch existierten. Eine andere Version der Zukunft, irgendwo da draußen, in immerwährendem Umlauf.“ (Zitat Seite 153)

Inhalt
Das Tombola-Los von Dora Judd ist das erste Gewinnlos und sie darf sich ihren Gewinn aussuchen. Ihr Mann Leonard will, dass sie die Flasche Scotch nimmt, doch sie hat sich längst für das Bild entschieden: eine Kopie von Van Goghs berühmten Sonnenblumen. Für sie wird dieses Bild zum Fenster, einem sonnigen Fenster als Symbol für ihre unerfüllten Träume von Schönheit, Licht, Freiheit und Kunst.
Doras Sohn Ellis und Michael sind Freunde, seit sie sich, zwölf Jahre alt, im Januar 1963 das erste Mal trafen. Damals kam Michael nach Oxford, um hier bei seiner Großmutter zu leben. Auch Ellis und Michael prägt die Sehnsucht nach Freiheit und Sonne. Im August 1969 reisen sie nach Frankreich und während der letzten Urlaubstage beginnen sie zu überlegen, was wäre, wenn - wenn sie einfach blieben.

Themen und Genre
In diesem Roman geht es um Sehnsüchte und Träume, die nicht gelebt werden, um Freundschaft, Verlust, den Wunsch nach Freiheit und um die Liebe. Es ist eine Geschichte über das Leben und die Aufgaben, vor die es uns stellt, doch „Manchmal macht das Leben Fehler.“ (Zitat Seite 94)

Charaktere
Ellis ist ein begabter Zeichner, aber er beugt sich dem Druck seines Vaters und beginnt eine Ausbildung in der nahen Autofabrik, es fehlt ihm der Mut, sich zu widersetzen. Auch Michael hat Träume und muss erkennen, dass es Träume bleiben werden. Dieses Wissen prägt sein Leben.

Handlung und Schreibstil
Die Handlung wird zwar fortlaufend erzählt, doch die einzelnen Abschnitte wechseln in der Zeit zwischen Gegenwart und erinnerter Vergangenheit, unterbrechen einander, dadurch wird die Geschichte facettenreich und interessant zu lesen. Auch die Erzählform wechselt. Ellis steht im personalen Mittelpunkt der Geschichte, doch als er Michaels Aufzeichnungen liest, wechselt die Perspektive und Michael wird zum Ich-Erzähler. Dadurch sehen wir manche Situationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln, vor allem aber erfahren wir auch von Ereignissen, die parallel im Leben des anderen stattgefunden haben. Die angenehm zu lesende Sprache mit ihrer einfühlsamen Klarheit macht trotz der ernsten Themen das Buch zu einem Wohlfühlroman.

Fazit
Es ist eine leise, poetische Geschichte, die Sprache weckt Erinnerungen an eine Zeit der Jugend, als theoretisch alles möglich war, an Sommer und Freiheit, aber auch an Momente im Leben, in denen man Entscheidungen trifft, die für das zukünftige Leben und alle weiteren Ereignisse prägend sind.