Ein sehr berührendes Buch

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
bettyliteratur Avatar

Von

Lichte Tage
„Und wenn alles zusammenkommt, das Licht, die Farbe, die Hingabe, dann ist es Leben.“

Ich habe wirklich überlegt, ob ich dieses Buch rezensieren kann und ob ich damit dem Buch gerecht werde. Ich bin tief beeindruckt und berührt und kann das große Lob über diesen Roman verstehen.

Ein Bild verändert alles. Die Reproduktion von 15 Sonnenblumen, eines der berühmten Van-Gogh-Gemälde bringt Licht in den düsteren Alltag von Ellis Mutter.

Ellis, arbeitet als Schlosser am Fließband einer Autofabrik, seine Tage sind düster, er steckt im Leben fest und in seinen Erinnerungen, die Leer um ihn herum nimmt ihm fast „den Atem“.

In einer sehr detaillierten, verwobenen Erzählstruktur werden Erinnerungen wach und wir lernen Ellis besser kennen.
Das Bild mit den Sonnenblumen lernt Ellis über seine Mutter kennen, da ist Michel schon dabei.
Wir erfahren von seiner tiefen Freundschaft zu Michel, beide sind künstlerisch interessiert, Ellis möchte Maler werden, Michel Schriftsteller, beide verlieren früh ihre Mütter, erleben Lieblosigkeit und Gewalt der Väter, finden Halt aneinander, wachsen zusammen auf und entdecken ihre Liebe zueinander. Während eines gemeinsamen Aufenthalt in Frankreich erleben sie die Intensität ihre Beziehung in vollen Zügen, im Alltag in Oxford ist es vor allem für Ellis nicht möglich, sich offen zu bekennen.
Ellis erlebt seine Liebe zu Annie, Michel teilt sein Glück mit ihm, muss jedoch auch einen eigenen Weg gehen.
Durch die Erzählperspektive des Er-Erzählers bleibt eine gewisse Distanz zu Michel, seine inneren Beweggründe und Gefühle bleiben bisweilen unklar, vielleicht weil er sich dessen auch nicht bewusst ist. Und weil er zu der Zeit nicht dazu stehen kann. (Es waren die 70er Jahre.)

Michels Erinnerungen in Ich-Perspektive sind unglaublich intensiv, auch sprachlich
„Ich frage mich, wie es wohl klingt, wenn ein Herz bricht.“ Er nimmt den Leser mit in seine Welt, der verloren einzigen Liebe seines Lebens sowie seinen exzessiven, schmerzhaften Bemühungen, sich davon zu befreien.

Die Landschaft der Provence wird in poetischer, sinnlicher Weise beschrieben, die Natur, das Licht, die gelben Sonnenblumen wecken Erinnerungen an Freiheit und Liebe. Vielleicht auch an die Freiheit, so zu lieben, wie jeder Mensch möchte.
Ein ganz wunderbares Buch!


Übersetzt von Elina Baumbach, die den Titel in meinen Augen noch passender als im Original „tin man“ (ein spezialisierter Schlosser am Fließband) gewählt hat.