Hinterläßt einen starken Eindruck

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gudrun_4 Avatar

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Das Buch fesselte mich, irritiert mich aber auch. Lichte Tage waren anscheinend doch die selteneren. Die Sonnenblumen - die Kopie des Sonnenblumenbildes von Vincent van Gogh - sind der Aufhänger. Zuerst 1950: Dora, zu diesem Zeitpunkt schwanger, hat es bei einer Lotterie gewonnen und in ihrer Wohnung ohne Zustimmung ihres Ehemanns aufgehängt. Diese starke Szene hat mich in der Leseprobe tief beeindruckt und ich war sehr gespannt auf die weitere Entwicklung.
Zeitsprung nach 1996: Doras Sohn Ellis ist jetzt 45 Jahre alt, lebt nach dem Tod seiner Ehefrau Annie allein in Oxford und arbeitet in einer Autofabrik. Anhand seiner Erinnerungen bringt uns die Autorin seine Kindheit, Jugend, seine Hochzeit und das Leben mit Annie nahe. Und vor allem Michael, seinen ersten und besten Freund.
Von Dora erfährt man nichts mehr direkt, nur noch aus den Erzählungen bzw. Erinnerungen von Ellis oder Michael, die auch immer wieder auf die Sonnenblumen zurückkommen. Die Beziehung der beiden Freunde ist fortan das zentrale Thema, wie sie zunächst spontan ihre Sexualität ausloten, wie beide sich dann unterschiedlich entwickeln, sich trennen und doch nie ganz voneinander lassen können.
Im dritten Teil erleben wir die ganze Geschichte nochmals aus der Sicht von Michael, finden fehlende Puzzleteile, die ganze Tragik tritt zutage.
Es ist ein sehr kunstvoll konstruierter Roman in einer klaren und poetischen Sprache, die mir sehr nahe ging. Der Wechsel zwischen den Zeiten und den Erinnerungen der Personen war manchmal verwirrend, fügte sich aber immer zu einem Ganzen und ließ dennoch dem Lesenden Spielraum für eigene Interpretationen. Sehr empfehlenswert!