Sonnendurchflutet und warmherzig, aber mit Unstimmigkeiten

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angie99 Avatar

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Normalerweise legt ein Schriftsteller sein ganzes Können in den ersten Satz eines Romans. Ein Satz, der umhaut, der mitreißt – der wichtigste Satz von allen, der beste. Doch ausgerechnet in dem Roman „Lichte Tage“ ist der erste Satz der schlechteste. Warum hier von Carol die Rede ist, das erschließt sich einem einfach nicht. Oder ist es gar ein Fehler seitens des (deutschen) Verlags?
Leider bleibt diese Verwirrung nicht die einzige auf den folgenden Seiten. Personen tauchen auf, ohne eingeführt zu werden. Pronomen ohne eindeutige Zuordnung und ein paar zeitliche Abläufe sorgen für Stirnrunzeln.
Nach den ersten ca. 50 Seiten wird es besser. Endlich ist klar, dass Ellis mit dem Tod seiner Frau hadert und wieder ins Leben zurückfinden soll. Ein Geheimnis umwittert sein Leben, das natürlich erst gegen Ende des Buches gelüftet wird. Man weiß nur: es geht um eine Dreiecksgeschichte.
Langsam decken sich die Hintergründe von Ellis Leben auf, die authentisch und einfühlsam geschildert werden. Auch die Atmosphären der jeweiligen Epochen (vor allem die der 90er Jahre) sind stimmig eingefangen.
Die große Stärke dieses Buches: Ernste, tragische Themen finden Einzug, werden jedoch mit einer bewundernswerten Leichtigkeit erzählt, ohne zu beschönigen.
Alles in allem ein Buch, das eine ähnliche Wärme ausstrahlt wie die Sonnenblumen auf dem Cover, die auch im Roman eine wichtige Rolle spielen, mir jedoch auf weite Strecken zu ungenau (warum erfahren wir nicht mehr über Annie?), zu oberflächlich und unnötig verwirrend erzählt ist.