Geheimnisse und Melancholie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
herr_stiller Avatar

Von

Puh. Dieser Einstieg. Franz Wilzek ist zu Gast in der Live-Sendung von Heinz Conrads, soll über alte Zeiten und ein nie vollendetes Werk von G. W. Pabst sprechen. Doch Wilzek ist alt, dement, erkennt keine alten Bekannten, sein Kurzzeitgedächtnis ist völlig hinüber und das macht den Einstieg erstaunlich schwermütig. Und gleichzeitig: unfassbar spannend.

"Der Fall Molander", ein von Pabst in den letzten Kriegsjahren gedrehter, nie veröffentlicher Film, sei laut Wilzek nie gedreht worden. Hat er es schlicht vergessen? Hat er es verdrängt und falls ja, aus welchen Gründen? Und welche Rolle spielt Conrads Regieassistent Rosenberg, dessen Vater Teil des Filmes war, trotz oder wegen seiner jüdischen Herkunft, von dem man nur weiß, dass er überlebt hat?

Kehlmann scheint hier einen spannenden, historischen Roman vorzulegen, der auf eine gewisse Weise ernsthafter ist als beispielsweise die "Wege der Zeit"-Trilogie, die auch Film und Kriegswirren verbindet. Was wird Wilzek erzählen, was wird ihm einfallen? Spannende Fragen nach einem starken, melancholischen Einstieg.