Und was ist Wien jetzt?

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frau8richter Avatar

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Daniel Kehlmann enttäuscht bei diesem Leseeindruck nicht. Seiner sprachlichen Expertise treu, überzeugt er mit knappen Satzreihen und wiederum kurzatmigen Nebensatz - Reihenfolgen, die mit wenig Konjunktionen auskommen und trotzdem ein großes Ganzes ergeben. Mit diesem sprachlichen Rahmen wird uns ein Mann gezeichnet, der so viel erlebt und so viel vergessen hat. Geschichten in diese Zeit hineinzuschreiben ist schwierig, ein bitterer Beigeschmack bleibt bei Begriffen wie "Ostmark" und "Propagandaminister" und dennoch - gerade deshalb müssen diese Geschichten erzählt werden. Die Welt des Films mit der traurigen Welt des beginnenden 20. Jahrhunderts zu verbinden ist überraschend einfach und gleichzeitig so ergebnisoffen. Das "Lichtspiel" wird sicherlich für erhellende Momente sorgen und der Autor wieder einmal im Kopf hängen bleiben.