Beklemmende Zeitreise

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eule_buecher Avatar

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Ein Juhu fürs Buch, ein feiner Aufbau der Geschichte um Regisseur G.W. Pabst, seine Rückkehr aus Hollywood nach Nazi-Deutschland und die Filme, die er im und für das Dritte Reich gedreht hat. Beklemmend und spannend und nach Kehlmann‘scher Art toll erzählt. Furchtbar in gewissen Szenen, die vor dem inneren Auge eindrücklich entstehen, beeindruckend in den Details, durch die sich diese Bilder aufbauen, der Film dreht sich im eigenen Kopf beim Lesen gleich mit. Und mit einem Twist am Ende, den ich so nicht habe kommen sehen.
Sehr gut gefallen hat mir die Rahmung der Handlung um Franz Wilzek, Kameraassistent und Regisseur, bevor ihn die einsetzende Demenz den Kopf gekostet hat und seine Einladung zu einer Sendung im österreichischen Fernsehen, wo es ihm aufgrund der altersbedingten Krankheit kaum gelingt, zu erzählen, er aber ausgerechnet den einen Film erwähnt, von dem alle glauben, er sei nie zu Ende gedreht worden… Erst anschließend lässt Kehlmann den Flashback ins Hollywood der 30er und 40er Jahre und Fokus auf den filmerischen Weg G. W. Pabsts im nationalsozialistischen Deutschland einsetzen, das ist gut gemacht.
Ich musste zwischendurch Lesepausen machen, weil der Text mich schon gewaltig erwischt hat, habe aber auch nicht eine Sekunde daran gedacht, aufhören.