Die Geister, die ich rief …
Mit seinem Roman >>Lichtspiel<< eröffnet der mehrfach preisgekrönte deutsch-österreichische Schriftsteller Daniel Kehlmann nach seinem 2017 erschienenen Werk >>Tyll<< den literarischen Herbst jenseits der Frankfurter Buchmesse.
Kehlmann, der völlig zu Recht als exzellenter Vertreter des magischen Realismus gilt, gelingt es hierbei meisterhaft, in die Welt des Georg Wilhelm Pabst einzutauchen und dem Leser die Magie der Filmwelt nahezubringen.
Wir lernen G.W.Pabst mit seiner Familie in Hollywood kennen. Zwar eilt ihm auch in Amerika der Ruf eines berühmten Filmregisseurs (Metropolis wird ihm in der Öffentlichkeit zugerechnet, dabei hat er genau diesen Film gar nicht gedreht) voraus, doch er kommt nicht zurecht mit der amerikanischen Mentalität, alles dort ist so überaus großartig und überdreht phantastisch.
Die schlechten Sprachkenntnisse von Pabst, die laszive, aber bestimmte Zurückweisung von Greta Garbo bei der Besetzung des bevorstehenden Filmprojekts eben den Weg für die Überforderung des Regisseurs, der den Misserfolg zwar kommen sieht, aber den Geldgebern nicht entscheidend die Stirn bieten kann.
Er wird in Kalifornien begleitet von seiner klugen und hübschen Ehefrau Trude, doch wenn er sie - selten genug - einmal küsst, denkt er an die Schauspielerin Louise Brooks, die er so sehr begehrt, dass auch seine Frau dies spürt.
Doch auch Luise ist zu sehr auf ihre Karriere bedacht, als dass sie auf eine nicht funktionierende Partnerschaft mit einem verheirateten Regisseur setzen würde.
Und so ist er fast erleichtert, als ein Telegramm aus der Steiermark eintrifft, welches ihn angesichts des schlechten Gesundheitszustandes seiner Mutter zurück nach Österreich ruft, seine Heimat, die jetzt Ostmark heißt.
Gegen den Rat der emigrierten Kollegen, wie Carl Zuckmayer oder Walter Mehring und zum Verdruss seiner Ehefrau machen sie sich auf den Weg zurück nach Europa und begründen im Buch das größte der drei Kapitel : DRINNEN.
Noch im Zug müssen die Eltern ihrem Sohn Jakob erklären, wieso der überfüllte Gegenzug an der Grenze durchsucht und Menschen wieder zurückgeschickt werden.
Im Schloss, welches Pabst gehört, herrscht unter dem Verwalter ein neuer Ton, endlich würde das jüdische Ungeziefer ausgerottet.
Pabst ist kein Jude, doch bevor er seinen Plan der Rückreise in die Tat umsetzten kann, wird er schon von den faschistischen Machthabern für deren propagandistische Zwecke in Visier genommen.
Die Begegnung mit dem Propagandaminister in Berlin ist eine Schlüsselszene des Romans
Die Begegnung erscheint dem gesundheitlich angeschlagenen Pabst surreal und er erliegt den Verlockungen des Regimes: Ein Sanatoriumsplatz für die Mutter, Wertschätzung seiner Arbeit, Aussicht auf Filmarbeiten mit unbegrenztem Budget , gute, metaphysische Filme, die den Menschen ans deutsche Herz gehen, als Pendant gegen den Kommerz der amerikanischen Dutzendware.
Und so dreht Pabst wieder, ein meisterhafter Künstler, der als Regisseur die Arbeit anderer arrangierte. Dies tut Pabst, bis zur Selbstaufgabe und in immer schwierigeren Kriegszeiten selbst mit ausgemergelten Inhaftierten, die er als Statisten einsetzt, immer stärker im Wahn, selbstvergessen, Kunst in seltsamen Zeiten, unnötig in ihrer Entstehung, das Einzige jedoch, dass ihm wichtig war.
Seine weitsichtige und vernachlässigte Frau Trude verfällt dabei zunehmend dem Alkohol, sein ihm immer unwichtiger werdender Sohn Jakob zieht begeistert in den Krieg und natürlich muss Pabst letztlich Bücher von strammen Parteigenossen verfilmen und schneiden.
Durchbrochen wird der Roman auch von Kapiteln aus der Sicht von Trude und Jakob, die Rahmenhandlung und das Nachkriegskapitel sollen hier nicht explizit besprochen werden.
Kehlmann ist ein kluger Autor, er verwebt seine Geschichten, sachkundig eingebettet in das damalige Filmgeschäft.
Diesem Sog kann man sich nicht entziehen. Und er zeigt sehr deutlich, dass es nicht folgenlos bleibt, mit Nationalsozialisten zu paktieren oder ihnen auch nur den kleinen Finger zu reichen, denn was im persönlichen kleinen Leben passiert, wiederholt sich auch im Großen und allzu leicht in der Gegenwart.
Der Leser mag sich selbst ein Bild darüber machen, ob Kunst um jeden Preis und gleich von welcher Persönlichkeit geschaffen aus seiner Sicht Bestand haben kann.
Ein herausragendes Buch, absolute Leseempfehlung, erschienen bei Rowohlt und fein mit einem Lesebändchen ausgestattet.
Kehlmann, der völlig zu Recht als exzellenter Vertreter des magischen Realismus gilt, gelingt es hierbei meisterhaft, in die Welt des Georg Wilhelm Pabst einzutauchen und dem Leser die Magie der Filmwelt nahezubringen.
Wir lernen G.W.Pabst mit seiner Familie in Hollywood kennen. Zwar eilt ihm auch in Amerika der Ruf eines berühmten Filmregisseurs (Metropolis wird ihm in der Öffentlichkeit zugerechnet, dabei hat er genau diesen Film gar nicht gedreht) voraus, doch er kommt nicht zurecht mit der amerikanischen Mentalität, alles dort ist so überaus großartig und überdreht phantastisch.
Die schlechten Sprachkenntnisse von Pabst, die laszive, aber bestimmte Zurückweisung von Greta Garbo bei der Besetzung des bevorstehenden Filmprojekts eben den Weg für die Überforderung des Regisseurs, der den Misserfolg zwar kommen sieht, aber den Geldgebern nicht entscheidend die Stirn bieten kann.
Er wird in Kalifornien begleitet von seiner klugen und hübschen Ehefrau Trude, doch wenn er sie - selten genug - einmal küsst, denkt er an die Schauspielerin Louise Brooks, die er so sehr begehrt, dass auch seine Frau dies spürt.
Doch auch Luise ist zu sehr auf ihre Karriere bedacht, als dass sie auf eine nicht funktionierende Partnerschaft mit einem verheirateten Regisseur setzen würde.
Und so ist er fast erleichtert, als ein Telegramm aus der Steiermark eintrifft, welches ihn angesichts des schlechten Gesundheitszustandes seiner Mutter zurück nach Österreich ruft, seine Heimat, die jetzt Ostmark heißt.
Gegen den Rat der emigrierten Kollegen, wie Carl Zuckmayer oder Walter Mehring und zum Verdruss seiner Ehefrau machen sie sich auf den Weg zurück nach Europa und begründen im Buch das größte der drei Kapitel : DRINNEN.
Noch im Zug müssen die Eltern ihrem Sohn Jakob erklären, wieso der überfüllte Gegenzug an der Grenze durchsucht und Menschen wieder zurückgeschickt werden.
Im Schloss, welches Pabst gehört, herrscht unter dem Verwalter ein neuer Ton, endlich würde das jüdische Ungeziefer ausgerottet.
Pabst ist kein Jude, doch bevor er seinen Plan der Rückreise in die Tat umsetzten kann, wird er schon von den faschistischen Machthabern für deren propagandistische Zwecke in Visier genommen.
Die Begegnung mit dem Propagandaminister in Berlin ist eine Schlüsselszene des Romans
Die Begegnung erscheint dem gesundheitlich angeschlagenen Pabst surreal und er erliegt den Verlockungen des Regimes: Ein Sanatoriumsplatz für die Mutter, Wertschätzung seiner Arbeit, Aussicht auf Filmarbeiten mit unbegrenztem Budget , gute, metaphysische Filme, die den Menschen ans deutsche Herz gehen, als Pendant gegen den Kommerz der amerikanischen Dutzendware.
Und so dreht Pabst wieder, ein meisterhafter Künstler, der als Regisseur die Arbeit anderer arrangierte. Dies tut Pabst, bis zur Selbstaufgabe und in immer schwierigeren Kriegszeiten selbst mit ausgemergelten Inhaftierten, die er als Statisten einsetzt, immer stärker im Wahn, selbstvergessen, Kunst in seltsamen Zeiten, unnötig in ihrer Entstehung, das Einzige jedoch, dass ihm wichtig war.
Seine weitsichtige und vernachlässigte Frau Trude verfällt dabei zunehmend dem Alkohol, sein ihm immer unwichtiger werdender Sohn Jakob zieht begeistert in den Krieg und natürlich muss Pabst letztlich Bücher von strammen Parteigenossen verfilmen und schneiden.
Durchbrochen wird der Roman auch von Kapiteln aus der Sicht von Trude und Jakob, die Rahmenhandlung und das Nachkriegskapitel sollen hier nicht explizit besprochen werden.
Kehlmann ist ein kluger Autor, er verwebt seine Geschichten, sachkundig eingebettet in das damalige Filmgeschäft.
Diesem Sog kann man sich nicht entziehen. Und er zeigt sehr deutlich, dass es nicht folgenlos bleibt, mit Nationalsozialisten zu paktieren oder ihnen auch nur den kleinen Finger zu reichen, denn was im persönlichen kleinen Leben passiert, wiederholt sich auch im Großen und allzu leicht in der Gegenwart.
Der Leser mag sich selbst ein Bild darüber machen, ob Kunst um jeden Preis und gleich von welcher Persönlichkeit geschaffen aus seiner Sicht Bestand haben kann.
Ein herausragendes Buch, absolute Leseempfehlung, erschienen bei Rowohlt und fein mit einem Lesebändchen ausgestattet.