Ein außergewöhnliches Leseerlebnis

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
katrinb Avatar

Von

Daniel Kehlmann legt mit „Lichtspiel“ einen fast 500 Seiten langen Roman über Georg Wilhelm Pabst vor. Pabst gehörte zusammen mit F.W. Murnau und Fritz Lang zu den berühmtesten Regisseuren der Weimarer Republik, wir verdanken ihm Klassiker wie „Die freudlose Gasse“ mit Greta Garbo. In Amerika konnte er nicht an seine alten Erfolge anknüpfen, sein Hollywood-Film floppt. Als er aus privaten Gründen nach Österreich reist, bricht der Zweite Weltkrieg aus, Pabst fehlt es an Energie, um die mühevolle Rückkehr zu organisieren und so bleibt er. Mehr und mehr gerät er in die Fänge der Nazis und arrangiert sich mit ihnen. Entgegen seiner eigentlichen Überzeugung beginnt er, Filme zu drehen, weil er glaubt, die Situation beherrschen zu können.
Kehlmann spricht in seinem Buch die wichtige Frage nach der Moral und dem Gewissen an. Kann man in finsteren Zeiten seine Integrität bewahren und ist es möglich, Charakter zu zeigen innerhalb eines menschenverachtenden Regimes?
Neben diesen philosophischen Fragen bietet der Roman auch einen guten Einblick in die Filmindustrie. Ich habe mich gefreut, von Filmgrößen wie Greta Garbo und Louise Brooks, aber auch von Peter Alexander oder Heinz Rühmann zu lesen. Man merkt dem Roman an, wie intensiv der Autor recherchiert hat, man erfährt auch eine Menge Interessantes über Filmtechnik und das Handwerk des Filmemachens. Das alles macht den Roman für mich zu einem äußerst spannenden und intensiven Leseerlebnis.