Ein großer Name und seine Geschichte

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Dem Leser begegnet als optischer Ersteindruck ein kontrastreiches Cover in schwarz, weiß und rot. Assoziation: Lichtspielhaus, die Dunkelheit eines Kinos, schwarz-weiß Film.

Wien nach dem Krieg: ein Mann wird vom Pflegeheim zum Funkhaus gefahren, er scheint dement zu sein. Hat vergessen, warum. Was er vor wenigen Augenblicken gehört, gesagt hat. Ist körperlich einem Auftritt kaum gewachsen.

Es handelt sich um Franz Wilzek, einst Assistent des großen G. W. Pabst, und seinen Auftritt in der Sendung "Was gibt es Neues am Sonntag" von Heinz Conrads.

Es ist bewundernswert, wie Daniel Kehlmann dieses Szenario entwirft, man kann sich nahezu hautnah in die Gedanken und praktischen Nöte von Wilzek hineinversetzen.

Danach springt die Handlung in die USA der Emigranten. Nun lernen wir auch Pabst kennen. In Europa ein Gott des Films, schafft er es nicht, sich anzupassen, zu etablieren. Zu anders die Kultur, die Art der verbalen und nonverbalen Kommunikation, des Humors, der Verbindlichkeiten. Er kann nicht mehr die Filme machen, die er will und wie er sie machen will. Er ist unglücklich, fremd, fühlt sich fremd, schafft es nicht, das System für sich zu nutzen. Rückkehr nach Europa - ausgeschlossen, unvorstellbar. Ausgeschlossen, unvorstellbar - wirklich? Er kehrt zurück, glaubt neutral bleiben zu können...

Es ist brilliant, wie Daniel Kehlmann die Figuren dieses Romans zeichnet. Lebendig, nachvollziehbar in ihren Bedürfnissen, Gedanken und Gefühlen, in ihrem Menschsein, und doch auch analytisch beobachtet.

Großes Lesekino. Ich kann den Roman nur weiterempfehlen.